Rund vier Monate nachdem die Supermarktkette Hofer mit dem Lifetab S7852 ein Android-Tablet im iPad Mini-Format aufgelegt hat, landet am 22. September nun ein "großes" Tablet im Sortiment. Dieses kommt ebenfalls vom deutschen Elektronikunternehmen Medion, welches sich fast vollständig im Besitz des chinesischen Konzerns Lenovo befindet.

Das Lifetab S10334 wartet mit einem 10,1-Zoll-Display auf und soll für 199 Euro vor allem mit hoher Auflösung und Verarbeitung überzeugen. Der WebStandard hat das Gerät getestet.

Foto: derStandard.at/Pichler
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263 x 174 x 8,5 Millimeter misst das Tablet bei einem Gewicht von rund 580 Gramm. Beim Design setzt der Hersteller auf einen kantigen Look und ein Alugehäuse. Ästhetisch bietet es eine Art Cross-over aus Designelementen von Sonys Xperia-Reihe und Tablets von Samsung und weiß durchaus zu gefallen.

Das Display ist eingebettet zwischen recht breite Randbereiche von 2,2 oben und unten sowie 1,8 Zentimeter seitlich (im Hochformat betrachtet). Während sich das Tablet wertig anfühlt, führt dies in Kombination mit der etwas rutschigen Rückseite dazu, dass sich das Lifetab nicht ohne weiteres mit einer Hand seitlich halten lässt. Einzig am rechten Rand findet sich eine gummierte Leiste, die mehr Halt gewährt. Gewichtsbedingt eignet sich das Pad aber ohnehin mehr dazu, mit einer Unterlage verwendet zu werden, da sonst die Tragehand schnell ermüdet.

Foto: derStandard.at/Pichler
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Verarbeitungstechnisch kann man Medion wenig Vorwürfe machen. Die Materialien scheinen von guter Qualität zu sein, die Spaltmaße sind gering. Lediglich die beiden frontseitigen Lautsprecher sind nicht ganz optimal eingepasst und könnten ein potenzieller Hotspot für Schmutzansammlungen werden.

Eher zufällig gelang beim Test die Erkenntnis, dass die Displaykonstruktion des Lifetab S10334 nicht eingeklebt ist, sondern offenba nur mithilfe von Plastik-Clips auf dem Gehäuse befestigt ist. Was für eine etwaige Reparatur im Schadensfall ausgesprochen hilfreich ist, erweist sich aufgrund der Umsetzung aber auch nachteilig. Denn eine der kleinen Halterungen löste sich im Verlauf des Tests von alleine – ohne dass das Tablet größerer Krafteinwirkung ausgesetzt gewesen wäre.

Da in bisherigen Rezensionen – in Deutschland kam das Pad schon Ende August über Aldi auf den Markt – kein derartiges Problem aufgetaucht ist, ist nicht von einem Serienfehler auszugehen.

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Der Bildschirm selbst bietet gute Farben und Kontraste (wenngleich die Schwarzdarstellung etwas blass ausfällt), erreicht aber nicht die Darstellungsqualität teurer Highend-Tablets. Die Auflösung ist mit 1.920 x 1.200 Pixel für diese Preisklasse jedoch angenehm hoch. Ein wenig zu wünschen übrig lässt die Helligkeit: Das Display ist zwar deutlich leuchtstärker als jenes des S7852 (und spiegelt auch weniger stark), Texte im Freien zu lesen gestaltet sich aber bei Sonnenschein trotzdem mühsam.

Als Hardware-Unterbau kommt die RK3188 des chinesischen Chipherstellers Rockchip zum Einsatz, der auch schon im Lifetab S7852 steckt. Dieser liefert eine Cortex-A9-CPU mit vier Kernen und einem Maximaltakt von 1,6 GHz, die von einer Mali-400MP4-GPU flankiert wird. Diese Plattform spielt leistungstechnisch in der Mittelklasse. Die Arbeitsspeicher-Ausstattung ist mit zwei GB ordentlich.

Der interne Speicher lässt dem Nutzer etwa 12 von insgesamt 16 GB für eigene Apps und Inhalte. Der Rest wird vom Android 4.4.2-Betriebssystem und einigen zusätzlichen Apps belegt. Wer mehr Platz benötigt, kann per microSD-Karte um bis zu 128 GB aufstocken. Überhaupt präsentiert sich das Lifetab sehr anschlussfreudig – neben der obligatorischen microUSB-Buchse bringt das Tablet außerdem einen HDMI-Ausgang mit und ist dank Infrarot-Schnittstelle auch als Fernbedienung nutzbar.

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Das weitere Konnektivitätsrepertoire umfasst WLAN (802.11n), Bluetooth 4.0 und ein GPS-Modul. Letzteres funktioniert zwar prinzipiell, arbeitet aber recht behäbig und ungenau. Zur kurzen Orientierung und Routenplanung reicht die Performance aus, als Navi-Ersatz im Auto ist das Tablet aber ganz klar nicht zu empfehlen. Wer unterwegs am Lifetab aufs Internet zugreifen will, muss das Gerät tethern, denn einen SIM-Slot bringt es nicht mit.

Die hohe Auflösung des Bildschirms und die Leistungsfähigkeit des SoC vetragen sich leider nicht hundertprozentig. Häufig kommt es schon bei der Bedienung zu kleineren Rucklern und Verzögerungen, die das Bedienerlebnis trüben. Fallweise hängt das Gerät auch bei Tastatureingaben etwas nach. Da aber 3D-Games von grafisch recht guter Qualität trotz etwas erhöhter Ladezeit anstandslos laufen, dürfte ein Teil der Probleme auf fehlende Optimierung des Systems zurückzuführen sein. Es bleibt zu hoffen, dass Medion hier noch nachbessert.

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Die Benchmarks bestätigen den Eindruck im Wesentlichen. Beim Allroundtest mit Antutu erreicht das Tablet rund 24.300 Zähler und liegt damit in etwa auf dem Niveau des Samsung Galaxy S4-Smartphones, das auf Basis des Snapdragon-600-Chips vor etwa anderthalb Jahren veröffentlicht wurde.

Im 3D-Durchlauf mit Epic Citadel, der auf Basis einer mit der mobilen Unreal Engine 3 erstellten Mittelalterstadt vor allem den Grafikprozessor herausfordert, ist die Performance mit durchschnittlich 43 Bildern pro Sekunde solide, wenn auch nicht überragend. Unter höherer Last erwärmt sich das Tablet auf der Unterseite etwas, ein unangenehmer Temperaturbereich wird aber nicht erreicht.

Einzig beim Browser-Leistungstest mit Vellamo enttäuscht das Tablet mit knapp 1.400 Punkten, was ungefähr dem Ergebnis des Nexus 4-Smartphones entspricht. In der Praxis funktioniert das Websurfen allerdings recht friktionsfrei, wenngleich der Browser ab und an kurz ins Stottern gerät und die bereits erwähnten Ruckler und Verzögerungen auch hier präsent sind.

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Mit Audio- und Videocontent kommt das Tablet hingegen sehr gut klar. Filme in Full-HD-Qualität werden flüssig wiedergegeben. Die frontseitigen Lautsprecher leisten für Tablet-Verhältnisse passable Arbeit, sind aber nicht besonders laut. Die Wiedergabe über die Klinkenstecker weiß zu gefallen, auch weil Medion dem Lifetab ein absolut brauchbares In-Ear-Headset beigelegt hat.

Die beiden Kameras – rückseitig ein Modul mit fünf Megapixeln und Autofokus, frontseitig zwei Megapixel – verdienen dieses Prädikat allerdings nicht. Unter Tageslicht gelingen Bilder in noch akzeptabler Schnappschussqualität, darüber hinaus erweisen sich die Cams als schwaches Beiwerk.

Foto: derStandard.at/Pichler
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Als Betriebssystem ist wie erwähnt Android 4.4 an Bord. Ob das Lifetab S10334 ein Update auf das in den kommenden Monaten erwartete Android "L" erhalten wird, kommt primär auf die Unterstützung durch Rockchip an und ist folglich ungewiss. Die Oberfläche wurde im "Vanilla"-Zustand belassen. Auszusetzen gibt es neben Kleinigkeiten (keine Akkuanzeige in Prozent ohne zusätzlicher App möglich) nur, dass das Tablet mangels Helligkeitssensor die Hintergrundbeleuchtung des Displays nicht selbständig anpassen kann.

Das Repertoire an Zusatzsoftware – die sich dankenswerterweise auf Wunsch einfach deinstallieren lässt – kennt man bereits vom Lifepad S7852. Es bietet eine Premium Office-Suite, einen Videoplayer und Fernbedienungs-App von Medion, Direktzugriff auf Hofer-Angebote und mit dem "Media Pack" zwei weitere Kamera-Apps und ein Programm zum Erstellen virtueller Grußkarten mit vorgefertigten Motiven.

Für die Kapazität des Akkus macht Medion zwar keine genaue Angabe, verspricht aber eine Laufzeit von bis zu zehn Stunden. Eine zuverlässige Aussage lässt sich aufgrund des kurzen Testzeitraums dazu nicht machen, doch die Beobachtungen aus der Nutzung und erste Benchmarkergebnisse deuten darauf hin, dass bei normaler Nutzung ein Wert von sieben Stunden oder mehr erreicht werden kann. Bei weniger intensiven Gebrauch scheinen auch die versprochenen zehn Stunden möglich.

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In Summe liefert Medion mit dem Lifetab S10334 ein interessantes, aber nicht ganz ausgereiftes Paket. Ein gut verarbetetes Metallgehäuse in Kombination mit einem passablen Full-HD-Display und guter Akkulaufzeit ist im 200-Euro-Preisbereich derzeit noch als Ausnahme anzusehen.

An anderen Stellen muss man jedoch Abstriche hinnehmen: Die Mittelklasse-Hardware scheint der hohen Auflösung nicht immer gewachsen zu sein, zudem besteht beim System offenbar noch Optimierungsbedarf – abgesehen von sehr aufwändigen Games lässt sich auf dem Gerät aber prinzipiell alles brauchbar nutzen. Wenig Freude machen jedoch die beiden Kameras und das behäbige GPS-Modul.

In seiner Größenklasse hat das Medion-Tablet im spärlich besetzten Segment von Mittelklasse-Tablets mit Zehn-Zoll-Display derzeit nur wenig Konkurrenz. Samsungs Galaxy Tab 4 etwa kostet mehr, aber bietet niedrigere Auflösung. Das preislich ähnliche Memopad 10 von Asus hat zwar den gleichen SoC, aber weniger Arbeitsspeicher und ebenfalls niedrigere Auflösung. Beiden fehlen zudem HDMI und Infrarotport. Wer also primär ein Tablet mit größerem Display für Multimedia- und Kommunikation im Haushalt sucht und mit den genannten Mankos leben kann, dürfte mit dem neuen Hofer-Tablet durchaus zufrieden sein. (Georg Pichler, derStandard.at, 21.09.2014)

Testfotos

Rückseitige Kamera, Tageslicht, außen
Foto: derStandard.at/Pichler
Rückseitige Kamera, vermindertes Tageslicht, Innenbereich
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Frontkamera, Tageslicht, Innenbereich
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