Rehovot/Wien - Es sind die Zivilisationskrankheiten schlechthin: Trotz medizinischer Fortschritte erkranken immer mehr Menschen an Adipositas und Diabetes. Der persönliche Lebensstil hat dabei einen großen Einfluss auf das Erkrankungsrisiko: Regelmäßige Bewegung und der Verzicht auf fett- und zuckerreiche Nahrung können dieses erheblich senken. Die Lebensmittelindustrie hat darauf längst reagiert: Kalorienfreie "Light" -Produkte mit künstlichen Süßstoffen gehören für viele Menschen zum Alltag.

Warum sich der Konsum solcher Süßstoffe aber nicht positiv auf den menschlichen Metabolismus auszuwirken scheint, stellt Forscher schon lange vor ein Rätsel. Wissenschafter vom israelischen Weizmann-Institut konnten nun in Nature nachweisen, dass der Konsum künstlicher Süßstoffe im Organismus von Mäusen ähnliche Reaktionen hervorruft wie ein Übermaß an Zucker: Die Fähigkeit, Glukose zu verwerten, nimmt drastisch ab, die Entstehung von Hyperglykämie - dem Leitsymptom des Diabetes mellitus - wird begünstigt.

Die Forscher stellten die Hypothese auf, dass Darmbakterien dafür verantwortlich sein könnten: Womöglich werden künstliche Süßstoffe nicht als Lebensmittel erkannt und folglich im Verdauungstrakt nicht zerlegt, so die Annahme. Tatsächlich konnte ein Zusammenhang mit Darmbakterien nachgewiesen werden, und das nicht nur bei Mäusen: In einem kontrollierten Experiment identifizierten die Forscher eine menschliche Bakterienpopulation, die auf künstliche Süßstoffe mit Entzündungsreaktionen antwortet und dadurch eine Glukoseintoleranz auslösen kann. (dare, DER STANDARD, 18.9.2014)