So schnell geraten die Eckpfeiler, auf denen die jüngste Militärintervention der USA im Nahen Osten ruht, ins Wanken: Die mantraartig wiederholte Ansage, dass sich die USA im Irak und in Syrien auf Luftangriffe beschränken werden, ignorierte Generalstabschef Martin Dempsey als eine politische Behauptung, die ihn nicht einschränkt. Denn militärisch sieht die Sache anders aus. Da könnte es nötig werden, sagte Dempsey, dass er dem Präsidenten empfehlen muss, Bodentruppen einzusetzen.

Einsatz ist freilich nicht Einsatz. Was Dempsey meinte, dürfte in Richtung unterstützender Spezialkommandos gehen - etwa um zu verhindern, dass die aus der Luft erzielten Erfolge durch Unfähigkeit am Boden wieder zunichtegemacht werden. Die irakische Armee ist nicht in der Lage, manche Aufgaben alleine zu erfüllen, die kurdischen Peschmerga operieren auf ihre Gebiete beschränkt, und eine Zusammenarbeit mit den - von Iranern kommandierten - schiitischen Milizen kommt nicht infrage.

Aber noch ernster als im Irak ist dieses Problem in Syrien: Dort haben die USA, anders als im Irak, überhaupt keinen Partner am Boden. Ob und wann eine einsatzfähige syrische Oppositionstruppe zustande kommt, weiß niemand, Bashar al-Assad ist als Partner untragbar. Zusagen für Truppen aus arabischen Ländern blieben bisher aus - und würden im Iran fast ebenso starke allergische Reaktionen auslösen wie amerikanische. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 18.9.2014)