Das Herzstück des erweiterten Tagungszentrums im Schönbrunner Apothekertrakt: Die Glasüberdachung des "Spitzhofes" spendet an Sonnentagen nicht nur Schatten - sondern produziert auch gleich Strom für die Kühlung.

Foto: SKB/bildgewaltig.at - Hannes Grundschober

Wien - Natürlich hätte es sich die Schönbrunner Schlossgesellschaft auch leicht machen können. Photovoltaik? Keine Chance - das Denkmalamt genehmigt keine Paneele auf solch historischen Dächern. Ist ja grundsätzlich auch nachvollziehbar.

Gleichzeitig weiß Geschäftsführer Franz Sattlecker aber auch: "Wir haben 2014 - und da kann man einfach nicht mehr sagen, nur weil es ein historisches Gebäude ist, wird es darin niemals moderne Anlagen geben. Auch von unseren Gästen werden Green-Building-Lösungen immer öfter nachgefragt."

Was geht - wenn eigentlich nichts geht

Also zeigte die Schloss Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft bei der Erweiterung des Tagungszentrums im Apothekertrakt auf, wie es doch geht - wenn eigentlich nichts geht.

Herzstück des Umbaus der Gebäude an der Grünbergstraße ist nun ein überdachter Innenhof, "Spitzhof", wie er ob seiner asymmetrischen Form auch genannt wird. Ein derartiger Raum unter einem sonnenbeschienenen Glasdach braucht natürlich eine ordentliche Klimaanlage, die zusätzlich mächtig Strom benötigt.

Schatten - und Sonnenstrom

Strom, den das Glasdach nun gleich selbst produziert: Gemeinsam mit der Amstettener Firma Ertex Solar wurde eine Lösung entwickelt, die gleich zwei Vorteile mit sich bringt: Zwischen den Sicherheitsgläsern wurden semitransparente und photoaktive Zellen eingebaut.

Die nützen zum einen die Sonnenenergie zur Stromerzeugung - sorgen gleichzeitig aber auch für Halbschatten, was die Kühllast bereits entsprechend verringert. "Bei einem derartigen Glasdach hätten wir ja ohnehin für eine Beschattung an Sonnentagen sorgen müssen - das übernimmt nun gleich die Photovoltaikanlage", erläutert Sattlecker.

Was die Stromerzeugung betrifft, so wurde auf 432 Quadratmetern eine Gesamtleistung von 11,1 kWp installiert. Das ist noch nicht die Welt - aber in Kombination mit dem Beschattungseffekt ergibt das schon eine interessante Reduktion der Betriebskosten.

Flugdach über dem Parkplatz

Das nächste Schönbrunner Ökoprojekt wird die Neugestaltung des Pkw-Parkplatzes an der Westeinfahrt sein. Dort soll ein Flugdach errichtet werden, auf dem weitere und möglichst viele PV-Paneele installiert werden sollen. Sattlecker: "Unser Ziel ist es, dass insgesamt mindestens so viel Strom erzeugt wird, wie die Klimatisierung im Tagungszentrum benötigt."

Übrigens ist auch sonst Sonnenlicht ein zentrales Thema für die Schönbrunn-Tochter Meetings & Events: "Im Gegensatz zu anderen Tagungszentren haben unsere Räume sehr viel Tageslicht", erläutert Meetings-&-Events-Leiter Wolfgang Smejkal. "Und wir merken, dass das immer mehr zum Buchungskriterium wird." Und weniger Kunstlicht bedeutet auch weniger Stromverbrauch. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD, 18.9.2014)