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Lufthansa-Chef Spohr: "Wir sind mit den Cockpitkosten nicht wettbewerbsfähig."

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Wien/Paris/Frankfurt - Zwischen AUA und dem Betriebsrat wird wieder verhandelt. Nach dem EuGH-Urteil (alter AUA-Kollektivvertrag wirkt nach) werde es schneller gehen, hofft Bord-Betriebsratschef Karl Minhard. Wolle man in zwei Wochen zu einem Ergebnis kommen, verlange das aber einen "straffen Zeitplan". Minhard will die von der AUA nicht näher erläuterten "Alternativszenarien vermeiden, aber nicht um jeden Preis".

Zur Betriebsversammlung kamen am Mittwoch rund 750 Beschäftigte. Wie erwartet fielen zahlreiche Flüge aus, und es kam zu Verspätungen.

Bei der Lufthansa gab der Aufsichtsrat grünes Licht, auch für die Langstrecke eine billiger produzierende Airline zu gründen. Eine Option wäre der Ausbau der bestehenden Kooperation mit SunExpress, die derzeit vor allem aus der Türkei nach Deutschland und Österreich fliegt. An SunExpress halten die Lufthansa und Turkish Airline je die Hälfte. Als Starttermin wird der Herbst 2015 ab München, Düsseldorf und Köln genannt. Auf der Kurz- und Mittelstrecke werden verstärkt mit der konzerneigenen Eurowings Strecken in Deutschland und Europa geflogen. Eurowings ist unterhalb von Germanwings angesetzt. Mit dem konzerneigenen Wings-Konzept, das auch auf der Langstrecke angewandt werden soll, will die Lufthansa eines: die Kosten senken.

Air-France-Streik

In Frankreich plant die Air France ein ähnliches Konzept, was dem Land den ersten großen Flugstreik der Piloten in diesem Jahrhundert ausgelöst hat. Sie wehren sich gegen die Pläne ihrer Direktion, die konzerneigene Tourismus- und Charter-Gesellschaft Transavia aufzuwerten. Deren Piloten arbeiten länger und erhalten niedrigere Löhne. Die bei Air France tonangebende Pilotengewerkschaft SNPL befürchtet eine schleichende Ausweitung dieser Arbeitsbedingungen auf ihre eigenen Mitglieder und verlangt langfristige Statusgarantien.

Air-France-Präsident Alexandre de Juniac stellt in Abrede, dass sich der Ausbau der Billiglinie Transavia auf Air France auswirken werde. Er wirft den Piloten pure Obstruktion vor: "Wenn man eine Verhandlung mit einem Streikaufruf beginnt, bedeutet das, dass kein Wille zu einem offenen und normalen Dialog besteht", kritisierte er die Haltung der Hausgewerkschaft, die etwa 70 Prozent der Air-France-Piloten vertritt. SNPL-Vertreter Jean-Louis Barber gibt den Vorwurf zurück: "Die Direktion verharrt in ihrem Dogma."

Die Fronten sind damit verhärtet, die Ausfälle massiv. Nach seinem Beginn am Montag sorgte der Streik auch am Mittwoch für den Ausfall von 60 Prozent aller programmierten Air-France-Flüge. Die Direktion rechnet mit täglichen Verlusten von zehn bis 15 Millionen Euro. Da der Streikaufruf bis Sonntag gilt, könnte die teilstaatliche Fluglinie 80 Millionen Euro verlieren, bevor die ersten wirklichen Verhandlungen beginnen.

In Frankreich ist der "Streik der dicken Saläre", wie das Boulevardblatt Le Parisien schreibt, diesmal sehr unpopulär, zumal er die ohnehin gespannte Wirtschaftslage noch verschärft. Die Zeitung Le Figaro nennt die Air-France-Piloten "verwöhnte Kinder" und rechnet vor, dass sie bis zu 25 Prozent weniger arbeiten als ihre Kollegen bei Lufthansa oder British Airways, aber ab einem gewissen Dienstalter bedeutend mehr verdienen. (Claudia Ruff, Stefan Brändle, DER STANDARD; 17.9.2014)