Sofia - Bulgarien bereitet die Auslieferung von Zwetan Wassilew aus Serbien vor, hat die Generalstaatsanwaltschaft in Sofia am Mittwoch bekanntgegeben. Am Dienstag hatte sich der Mehrheitseigentümer der angeschlagenen bulgarischen Corpbank der Polizei in Belgrad gestellt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, 103 Mio. Euro aus seiner Bank veruntreut und gegen Auflagen der Nationalbank verstoßen zu haben.

Wassilew, der seit Ende Juli mit Interpol-Haftbefehl gesucht wird, habe sich gestellt, weil neue Informationen über einen angeblichen Mordauftrag gegen ihn eingegangen seien, erklärte Wassilews Anwalt gegenüber dem bulgarischen Fernsehsender Nova TV. "Es liegen konkrete Angaben vor, dass Wassilews Leben bedroht ist", sagte Anwalt Konstantin Simeonow. Er schloss nicht aus, dass dahinter der frühere Geschäftspartner von Wassilew, der Medienmogul Deljan Peewski, steht.

Filialen wurden gestürmt

Wegen gegenseitiger Morddrohungen der beiden Oligarchen hatte auch die Wiener Staatsanwaltschaft ermittelt, da sich Wassilew zu diesem Zeitpunkt in Wien aufhielt. Hintergrund des Streits zwischen beiden bulgarischen Geschäftsmännern sollen offene Kredite in Millionenhöhe sein. Der Konflikt hat zum Lizenzentzug für Wassilews Corpbank geführt.

Die Corpbank geriet Ende Juni in Schieflage, nachdem Kunden die Bankschalter wegen Gerüchten über eine Liquiditätskrise des viertgrößten Geldinstituts in Bulgarien gestürmt hatten. Die bulgarische Nationalbank übernahm daraufhin die Kontrolle und stellte die Corpbank unter Sonderaufsicht. Die Ermittlungen der Zentralbank und der Staatsanwaltschaft in Sofia ergaben, dass Bankeigner Wassilew im Zeitraum 2011 bis 2014 über 100 Mio. Euro abgezweigt haben soll.

Omanischer Staatsfonds beteiligt

Generalstaatsanwalt Sotir Zazarow hat daraufhin Anklage gegen Wassilew erhoben, der sich zunächst in Wien aufhielt, bevor er anschließend in Belgrad untergetaucht ist. Wassilew, dem mehr als die Hälfte an der angeschlagenen Corpbank gehören, hat die Vorwürfe mehrmals zurückgewiesen und beteuert, er arbeite an einem Sanierungsplan für seine Bank. Mit rund 30 Prozent der Anteile ist ein omanischer Staatsfonds beteiligt.

Unterdessen gab die bulgarische Zentralbank am Dienstag bekannt, sie verlängere die Aufsicht über Corpbank um weitere zwei Monate bis Ende November. Bis Ende Oktober soll eine "zuverlässige Schätzung zur Kreditqualität und Kapitalausstattung" der Bank vorliegen. Aktionäre und mögliche Investoren sollten dann bis zum Ende der Sonderaufsicht konkrete Vorschläge zur Rettung des Geldhauses bringen, damit die Notenbank endgültig über die Zukunft des Instituts entscheiden könne. (APA, 17.9.2014)