Krebsscheren blühen noch bis Oktober - nur noch wenige Altarme der Donau bieten ihnen den geeigneten Lebensraum.

Foto: Karl Georg Bernhardt

Nur noch in wenigen Altarmen der Donau und March wächst die Krebsschere (Stratiotes aloides), eine Wasserpflanze. Vom Aussehen her erinnert sie ein bisschen an eine trichterförmige Bromelie: Wie diese bildet sie Rosetten, deren steife, stachelig gesägte Blätter bis zu 40 Zentimeter lang werden können. Allerdings sieht man von ihr nie mehr als höchstens die Hälfte, denn die Krebsschere verbringt ihr Leben mehr oder weniger untergetaucht, wobei sie mit langen Wurzeln im Bodenschlamm verankert bleibt.

Im Winter verharren Krebsscheren am Boden ihres Heimatgewässers. In der warmen Jahreszeit driften sie an die Oberfläche und bilden zwischen Mai und Oktober große weiße Blüten. Über die Bestäubung weiß man nicht allzu viel: Sie dürfte über Käfer erfolgen, die durch nektarproduzierende Fäden angelockt werden.

Die Früchte der Krebsschere sind ca. 3,5 Zentimeter lang, sechskantig, grün und ledrig mit zwei gezähnten Kanten, die von der Seite an eine Krebsschere erinnern. Der Anblick hat allerdings Seltenheitswert, denn die meisten Individuen blühen gar nicht erst, und wenn doch, kommt es nur in Ausnahmefällen zur Befruchtung.

Stattdessen setzt die Krebsschere auf asexuelle Vermehrung: Einerseits produziert sie Ableger, die wie kleine erwachsene Pflanzen aussehen, über eine Art pflanzliche Nabelschnur aber mit der Mutterpflanze verbunden bleiben. Erst wenn sie eine gewisse Größe erreicht haben, fallen sie ab. Eine zweite Variante sind Turionen oder Winterknospen: Diese sehen wie Knospen aus, fallen vor dem Winter ab und entfalten ihre Blätter erst, wenn sie im Frühjahr aufsteigen. Über diese beiden Arten der Klonung kann sich die Krebsschere rasant vermehren: Eine einzige Pflanze, die an einen neuen Standort verfrachtet wird, kann Ausgangspunkt eines ganzen Teppichs sein.

Nichtsdestotrotz ist die Art in Österreich vom Aussterben bedroht, denn sie braucht die natürliche Dynamik unregulierter Flussauen zum Gedeihen, und diese sind bekanntlich rar. Karl-Georg Bernhardt vom Institut für Botanik der Wiener Universität für Bodenkultur und seine Mitarbeiter untersuchen seit zwei Jahren den letzten Krebsscherenbestand in den Tullnerfelder Donauauen in Niederösterreich in einem ehemaligen Donaualtarm. Das Gewässer ist sehr flach und hat keinerlei Verbindung mehr mit der Donau.

"Für die Krebsschere ist es wichtig, dass ihre Gewässer ab und zu durchspült werden", sagt Bernhardt, "denn dadurch wird Sediment abgeschwemmt und die Verlandung von Altarmen verhindert." Die Verlandung macht der Krebsschere Probleme: Sie sitzt beim herbstlichen Absinken zu früh auf dem Bodenschlamm bzw. einer Schicht aus abgestorbenem Pflanzenmaterial auf und kann sich nicht als Ganzes unter die Wasseroberfläche zurückziehen. Die Teile, die dann noch aus dem Wasser ragen, erfrieren im Winter.

"Als erste Maßnahme sollte man die Ufervegetation auflichten, um ihr mehr Sonne zu verschaffen", sagt Bernhardt, "außerdem müsste man das Gewässer vertiefen und erweitern. Am besten wäre es natürlich, ihre Lebensräume wieder an die Dynamik der Donau anzubinden."

Direkt mit dem Schicksal der Krebsschere verbunden ist übrigens das der Grünen Mosaikjungfer, einer Libelle mit einer Flügelspannweite von bis zu acht Zentimetern, die in Österreich ebenfalls vom Aussterben bedroht ist: Die Weibchen legen ihre Eier fast ausschließlich in die Blätter der Krebsschere. (Susanne Strnadl, DER STANDARD, 17.9.2014)