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Durch die Betriebsversammlungen fallen am Mittwoch zahlreiche Flüge aus und es kommt zu Verspätungen.

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Wien - Vergangenes Wochenende fielen bei der AUA rekordverdächtige 32 Hin- und Retourflüge aus, weil es zu wenige Crews gab: Die Standby-Crew war aufgebraucht, und es fanden sich nicht genügend freiwillige Piloten, die einsprangen. Rund 2620 Passagiere waren betroffen, die großteils umgebucht werden mussten. Das bestätigte ein AUA-Sprecher dem STANDARD. "Wir haben viele, die trotz Freizeit freiwillig fliegen, aber diesmal nicht genug", so AUA-Sprecher Peter Thier.

Betroffen war diesmal die Regionalflotte aus Dash und Fokker, wodurch es zu Flugstreichungen etwa nach Minsk, Nizza, Sofia, St. Petersburg und Prishtina kam. Pilotenangaben zufolge kommt es immer wieder vor, dass man gefragt werde, für Kollegen einzuspringen, aber das aktuelle Ausmaß sei doch gewaltig. Die AUA spricht von einem temporären Problem.

Tyrolean-Piloten

Hintergrund dürfte das jüngste Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) sein, wonach der alte, von der Airline gekündigte AUA-Kollektivvertrag so lange weiterhin gilt, bis ein neuer abgeschlossen wurde. Die ehemaligen Tyrolean-Piloten fürchten nun, dass sich eine Verhandlungslösung zwischen Airline und AUA-Crew negativ auf die eigene Karriere auswirken würde. Sprich: ein Downgrading vom Kapitän zum Kopiloten.

Eine Herausforderung für die Crew-Planung gibt es bereits am Mittwoch wieder. Die Betriebsversammlung unter Karl Minhard beginnt um 9.30 Uhr. Die AUA rechnet mit Verspätungen am Vormittag und hat die Langstreckenflüge Richtung Nordatlantik vorsorglich von 10 Uhr auf 12 Uhr verschoben. 15 Flüge werden gestrichen.

Personalkosten

Inwieweit das fliegende Personal der AUA von der EuGH-Entscheidung profitieren wird, ist derzeit noch nicht abzuschätzen. Roland Gerlach, Anwalt von Betriebsrat und Gewerkschaft, zeigt sich im STANDARD-Gespräch realistisch: Dass die Personalkosten reduziert werden müssen, wenn es einer ganzen Branche schlecht geht, sei unbestritten. Dennoch müssten die Bordmitarbeiter selbst entscheiden, was sie wollen. Allein seine Kanzlei habe 850 Einzelmandate, das Problem seien die Ansprüche aus der Vergangenheit. Gerlach plädiert für einen neuen Kollektivvertrag (KV) mit einer "vernünftigen Fortbestandsprognose".

Möglich wäre aus seiner Sicht auch eine Art Sozialplan-KV. Dabei würde man den rund 3000 betroffenen Mitarbeitern mit einer Einmalzahlung eine Abfertigungssumme zur Verfügung stellen, und im Gegenzug würden die Mitarbeiter auf einen Teil ihre Rechte verzichten.

In Frankfurt tagt am Mittwoch parallel der Lufthansa-Aufsichtsrat, wo die Gründung neuer Billigableger Thema ist. Um im lange defizitären Europaverkehr kein Geld mehr zu verlieren, hat der Konzern bereits alle Direktflüge abseits von Frankfurt und München auf die für ihn kostengünstigere Tochter Germanwings verlagert. Allerdings gelten auch für die Germanwings-Piloten große Teile des Konzern-KVs.

Billiglangstrecke

Der neue Lufthansa-Chef Carsten Spohr will nun, dass die Regionalflugtochter Eurowings, die bislang nur mit kleinen Regionaljets unterwegs ist, künftig mit Airbus-Maschinen durch Europa fliegt. Die Piloten-Gewerkschaft VC will verhindern, dass es einen anderen als den Lufthansa-KV gibt. Einen Teilerfolg hat Spor bereits mit der Gewerkschaft für das Kabinenpersonal errungen: Die Airline will mit bis zu 14 Fliegern vom Typ A340-300 in einer neuen Konfiguration ohne First Class und mit kleiner Business-Class besonders sparsame Kunden locken. Die Kabinencrew bekommt dort 20 Prozent weniger Gehalt.

Durch die Betriebsversammlung um 9.30 Uhr ist mit Verspätungen und Flugstreichungen zu rechnen. Einige Langstreckendestinationen werden statt um 10 Uhr erst um 12 Uhr abheben. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 17.9.2014)