Die Suche nach guten Aufnahmen gestaltete sich schwieriger als erwartet.

Screenshot: The Last of Us/TIME Magazine
Screenshot: The Last of Us/TIME Magazine

Mit "The Last of Us" hat die Spieleschmiede Naughty Dog eines der erinnerungswürdigsten Spiele des vergangenen Jahres geschaffen. Das Abenteuer von Joel und Ellie in den USA nach einer Zombie-Apokalypse verkaufte sich innerhalb von drei Wochen mehr als drei Millionen Mal, erhielt zahlreiche hohe Wertungen und Preise.

Das Magazin "Time" hat nun ein Experiment gewagt und einen seiner Mitarbeiter auf journalistische Mission durch die Ruinen Amerikas geschickt. Der Videospiel-unerfahrene Ashley Gilbertson, von Beruf Kriegsfotograf, nahm sich der ungewöhnlichen Aufgabe an, den Überlebenskampf in der Remastered-Version zu dokumentieren.

Andere Herausforderungen

"Ich habe ein paar Tage im Körper eines missmutigen Hugh-Jackman-Doubles verbracht", schildert er seine Erfahrung. Sein Zugang war es, im Fotomodus so lange an einer Szene zu arbeiten, bis er sicher war, das bestmögliche Bild in Form eines Screenshots "knipsen" zu können. Das gestaltete sich für ihn nach eigener Aussage schwieriger als in der Realität, da er dazwischen auch mitunter schwierige Kämpfe und andere Gefahren meistern musste.

Bald schon stellte er fest, dass die virtuellen Geschehnisse ihn stark mitnahmen – ein für ihn unbehaglicher Umstand. "Wenn ich über echten Krieg berichte, tue ich das mit einer Kamera, nicht einer Waffe." Er zeigte starke Reaktionen wie Bauchkrämpfe, verschwommenes Sehen und kurze Blackouts. Daher verlagerte er die Spielkonsole von der Wohnung ins Büro und überließ brenzlige Spielsituationen einem Kollegen.

Kunst der Fehler

Das, so Gilbertson, kam echter Kriegsfotografie bedeutend näher. Denn auch hier gebe es Menschen, die kämpfen, und andere, die fotografierten. Der Unterschied blieb jedoch, dass er bei realen Kämpfen nur wenige Sekundenbruchteile habe, um ein gutes Foto zu erzeugen. Nicht jedoch in einem Spiel. Erste Shots gerieten daher zu "sauber" und wirkten beinahe wie Filmposter. So versuchte Gilbert also, die Aufnahmen weniger perfekt aussehen zu lassen.

Problematisch war für ihn dabei, dass die digitalen Protagonisten trotz ständiger Auseinandersetzung mit Gewalt kaum psychisch mitgenommen aussahen. "Am Ende ähnelten ihre Emotionen jenen der Zombies, die sie töteten", befindet er.

Desensibilisierung

Trotzdem denkt er auch aufgrund seines Ausflugs in "The Last of Us" darüber nach, wie das häufige Sehen von Tod und Gewalt zu einer Desensibilisierung führt und wie man eine Leserschaft erreicht, die sich aufgrund solcher Spiele daran gewöhnt hat, Menschen massenhaft sterben zu sehen. "Ich habe von dieser Erfahrung ein paar Ding gelernt", fasst Gilbertson zusammen. "Dass meine eigentliche Arbeit ein Gegenmittel zu dieser Form des Entertainments ist und dass ich schlecht in Videospielen bin." (gpi, derStandard.at, 17.9.2014)