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Wien - "Kreativität und Innovation sind absolut essenziell." Thomas Rabe, Bertelsmann-Vorstandsvorsitzender, hat klare Vorstellungen davon, was für eine erfolgreiche Bewältigung der digitalen Transformation notwendig ist. Neben der Konzentration auf eigene Stärken umfasse das auch "ein besseres technologisches Verständnis", wie er am Dienstag in seiner Keynote im Rahmen der Medientage in Wien erläuterte.

Natürlich sehe sich die Branche einer "sehr anstrengenden, aber auch hochspanenden Zeit" gegenüber - und nicht zuletzt neuen Mitbewerbern. Hinsichtlich des von Medienmanagern oft gescholtenen Google meinte Rabe, dass Bertelsmann "nur in der Öffentlichkeit zurückhaltend" gegenüber dem Internetgiganten auftritt. "Es gibt aber unterschiedliche Arten, sich mit Google auseinanderzusetzen." Das US-Unternehmen verfüge definitiv über gute Produkte, "aber wenn man eine derartige Marktposition erlangt, muss man sich im Zweifel nach bestimmten Spielregeln richten". Besonders "fair search" sei in diesem Zusammenhang ein wichtiges Thema.

Angemessene Regulierung

Nicht nur in Richtung Google richtete Rabe einen anderen Einwurf: "Wir brauchen eine angemessene Regulierung des Geschäfts." Von einem funktionierenden Urheberrechtsschutz bis zur "Rekalibrierung des Rundfunks" und der Frage des Datenschutz reiche dabei die thematische Bandbreite. Grundsätzlich sieht Rabe die "Charakteristika digitaler Medien jenen der analogen in vielen Fällen überlegen".

In einem kurzen Überblick ging er auf die einzelnen Sparten, in denen sich Bertelsmann engagiert, ein: Vom TV-Bereich, der von Fragmentierung und dem Druck nicht-linearer Angebote geprägt ist, über das Buchverlagsgeschäft und dem Erfolg von eBooks bis zum digital lange problematischen Geschäft mit Musik. Im Magazingeschäft ortete er "entgegen aller Vermutungen kein Reichweitenproblem", rechne man Print und Digital zusammen. "Wir haben nur das Problem, das auch angemessen zu monetarisieren." Der Aufbau einer "Kostenlos-Kultur" sei ein Fehler gewesen.

"Verleger müssen neue Wege gehen"

Diesbezüglich kann sich Rabe durchaus "eine Art Netflix" für Zeitschriften vorstellen. "Das ist aber nur als konzertierte Aktion aller Verlage möglich." Aus Sicht von Bertelsmann betonte er: "Journalismus bleibt wichtig und kann weiterhin auf kommerzieller Grundlage betrieben werden. Die Leser werden auch in zehn Jahren bereit sein, für nutzwertige Inhalte zu bezahlen." Gleichzeitig müsse man sich mit "Kostenstrukturen intensiv auseinandersetzen", wie es jüngst das zu Bertelsmann gehörende Verlagshaus Gruner + Jahr getan habe, das in den kommenden drei Jahren 75 Mio. Euro einsparen will.

Zum Auftakt der Fachtagung richtete Medientage-Gründer und Fachmedien-Verleger Hans-Jörgen Manstein zwar einen Appell an die Politik, "in Sachen Medienförderung etwas zu tun". Er nahm aber vor allem die Medienmacher in die Pflicht. "Verleger müssen neue Wege gehen", sei deren größte Schwachstelle doch: "Sie sind zu oft Boxer mit Glaskinn: Gut im Austeilen, schlecht im Einstecken." Man könne zwar lange über die von der Politik bereitgestellten Rahmenbedingungen diskutieren, "am Ende des Tages werden Einzelmaßnahmen aber verpuffen".

"Es müssen Medien produziert werden, die gekauft werden. Nicht Medien, die um Presseförderung ansuchen können", unterstrich Manstein. Derzeit seien die einzelnen Titel "mehr oder weniger austauschbar", den viel bemühte Meinungspluralismus könne er nirgends erkennen. "Es kann daher dem Steuerzahler nur bedingt zugemutet werden, dass er Medien am Leben erhält." (APA, 16.09.2014)