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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan misstraut den US-amerikanischen Ratingagenturen.

Foto: ap/ozbilici

Ankara - Die neue politische Führung der Türkei hat zum Rundumschlag gegen die großen Rating-Agenturen ausgeholt. Der neue Staatschef Recep Tayyip Erdogan warf den Bonitätswächtern von Moody's und Fitch vor, bei der Bewertung der wirtschaftlichen Lage des Landes politische Motive zu hegen. Das Land habe bereits die Zusammenarbeit mit S&P beendet und könne auch die Beziehungen zu Moody's und Fitch kappen.

Die Zeitung Hürriyet zitierte Erdogan am Dienstag mit den Worten: "Wenn sie so weitermachen, kann ich dem Ministerpräsidenten sagen, dass er die Zusammenarbeit mit diesen beiden (Ratingagenturen) ebenfalls einstellt."

Warnungen vor politischer Unsicherheit

Soweit sei es allerdings noch nicht, fügte der türkische Staatschef auf der Rückreise von einem Staatsbesuch in Katar hinzu. Nach Ansicht von Ministerpräsident Ahmet Davutoglu, ein enger Vertrauter Erdogans, hat die Türkei nicht die Bonität, die sie verdiene. Die Rating-Agenturen hätten bei ihrer Bewertung außer Acht gelassen, dass nach den Präsidentenwahlen im August größere politische Stabilität eingekehrt sei. Fitch bewertet die Bonität der Türkei mit BBB-, womit die Staatsanleihen des Landes als durchschnittlich gute Anlage eingeschätzt werden.

Sowohl Moody's als auch Fitch hatten zuletzt aber mehrfach vor den möglichen Folgen einer anhaltenden politischen Unsicherheit nach den Präsidentenwahlen vom 10. August gewarnt. Dabei war der von seinen Kritikern als autokratisch gescholtene langjährige Ministerpräsident Erdogan in das höchste Staatsamt gelangt.

Er ist zugleich der erste Präsident des Landes, der vom Volk direkt gewählt wurde. Er strebt ein Amt mit erweiterten Machtbefugnissen an. Erdogan hatte als Ministerpräsident harsche Kritik geerntet, als er den Zugang zu Internetdiensten wie Twitter und Youtube sperren ließ. Zudem überschattete ein Korruptionsskandal seine Regierungszeit. (APA, 16.9.2014)