Es ist ein Ort der selbstgewählten Einsamkeit: Die Einsiedelei am Palfen in Saalfelden im Salzburger Pinzgau, die heuer ihr 350-jähriges Jubliäum feiert. Errichtet wurde die Klause im 17. Jahrhundert: Thomas Pichler aus Embach erhielt 1664 die Erlaubnis, sich als Einsiedler oberhalb des Schlosses Lichtenberg niederzulassen. Das 350-jährige Bestehen der Einsiedelei wird von 20. bis 27. September in Saalfelden gefeiert.

Felsenhöhle als Kapelle

Pichler - er war der Sohn einer Bauernfamilie - hatte am Palfen eine Felsenhöhle zu einer Kapelle ausgebaut. Anziehungspunkt in der Höhle ist das Bildnis des Heiligen Georg, Schutzpatron der Tiere, das dort seit dem 16. Jahrhundert von Gläubigen verehrt wird. Ab 1677 durften in der Kapelle auch Heilige Messen gefeiert werden.

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Die Einsiedelei wurde unterhalb der Höhle an den Felsen angebaut. Sie ist heute ein beliebter Ausflugsort von Einheimischen und Touristen. Einige suchen Rat und Lebensweisheiten bei Bruder Raimund von der Thannen, der seit 2004 während der Sommermonate die Einsiedelei als 32. Eremit betreut. Die Wintermonate verbringt er in der warmen Stube im Benediktinerkloster St. Lambrecht in der Steiermark.

Der Eremit muss für sich selbst sorgen

Bei trockenem Wetter sitzt der 66-jährige Mönch oft auf einer Holzbank vor der Kapelle. Der gebürtige Vorarlberger weiß viel zu erzählen, legt aber den Besuchern auch die Bedeutung des Schweigens, der inneren Einkehr und der Spiritualität nahe. Er ist zufrieden, weil er "Ja sagt zum Leben, so wie es ist", wie er gerne erzählt. Er hatte mehrere Berufe ausgeübt, mit Spielsucht zu kämpfen und war an Krebs erkrankt. Auf der Suche nach neuen Wegen und Spiritualität pilgerte er im Jahr 2000 von Vorarlberg nach Lourdes, 2003 trat er ins Benediktinerkloster St. Lambrecht ein.

In seinem Buch "Seele sucht Ruhe" (Tyrolia Verlag) erzählt Bruder Raimund über sein Leben und seine Erkenntnisse als Einsiedler. Heutzutage werden die Eremiten am Palfen vom Saalfeldner Pfarrer eingesetzt und vom Bürgermeister angelobt. Der Einsiedler muss in der Lage sein, seinen Lebensunterhalt selbst zu bestreiten. Laut der Stadtgemeinde erhalten die Eremiten weder von der Gemeinde noch von der Kirche ein Gehalt. In früheren Zeiten kümmerten sich die Klausner insbesondere während der Nacht um den Feuerwachdienst. Nahmen sie einen Brand wahr, läuteten sie mit der Glocke. Als Entschädigung durften sie in Saalfelden, Maria Alm, Leogang, Weißbach, St. Martin und Lofer Spenden sammeln.

Schussattentat auf Einsiedler

Eine menschliche Tragödie unterbrach vor mehr als 40 Jahren das friedliche Leben in der Einsiedelei: 1970 wurde achtmal auf die Eingangstüre geschossen. Der damalige Einsiedler Karl Kurz blieb unverletzt. Der aus der Steiermark stammende Kaufmann war jedoch so verängstigt, dass er in seine Heimat zurückkehrte. Motiv des Attentats war offensichtlich Neid. Als Täter wurde ein Pinzgauer ausgeforscht, der sich um den Einsiedlerposten erfolglos beworben hatte. Karl Kurz war 1969 bei Robert Lembkes TV-Beruferaten "Was bin ich" aufgetreten und wurde dadurch auch dem Fernsehpublikum bekannt.

Obwohl das Eremitentum zu Beginn des 19. Jahrhunderts verboten wurde, riss die Tradition - im Unterschied zu den meisten übrigen Einsiedeleien - in Saalfelden nicht ab. Noch heute finden sich nach dem Abgang eines Einsiedlers immer wieder genügend Bewerber. Anlässlich des 350-Jahr-Jubiläums informiert die Stadtgemeinde Saalfelden über die Geschichte der Einsiedler am Palfen und über das einzigartige Kulturgut. Auf dem Programm stehen Vorträge sowie ein Gottesdienst mit Erzbischof Franz Lackner am 27. September um 10.00 Uhr. (APA, red, derStandard.at, 15.09.2014)