Wien - Günter Rhomberg, als Präsident des Josefstadt-Theaters bis Ende 2015 interimistischer Geschäftsführer der Bundestheater-Holding, übt scharfe Kritik an Matthias Hartmann, dem entlassenen Direktor des Burgtheaters: Dieser habe aus Rhombergs Sicht seine umfassende Verantwortung als künstlerischer Geschäftsführer "nicht wahrgenommen".

Es könne nicht sein, so Rhomberg in der "Presse", "dass ich nicht merke, dass ich zu viel Geld ausgebe" - vor allem, wenn man schon seit Jahren Zweifel an der Finanzgebarung hege. Im Interview mit dem "Kurier" fragt sich Rhomberg: "Wie kann es sein, dass der ehemalige Direktor sich selbst viermal pro Jahr mehr als 50.000 Euro an Regiegage ausbezahlt?" Dies wäre anderswo unmöglich: "Der Direktor war großzügig mit sich selbst." Und im Gespräch mit dem STANDARD ergänzt er: "Wenn ich vier Inszenierungen pro Jahr mache, habe ich weniger Zeit, meinem Hauptberuf als Direktor nachzugehen." Das werde Hartmann nicht gern hören, aber: "Ich stehe zu diesen Aussagen."

Das gegenwärtig schwer verschuldete Burgtheater habe "über die Verhältnisse gelebt". Die Notwendigkeit einer Subventionserhöhung sieht Rhomberg nicht: "Mit 48,6 Millionen Euro Basisabgeltung lässt sich sicher hervorragendes Theater machen." Der Sanierer, geboren 1938, glaubt, dass die wirtschaftliche Auslastung "sehr niedrig" sei: Ihm erscheint "eine Erhöhung des durchschnittlichen Erlöses pro Karte möglich".

Anders gestalte sich die Situation der Staatsoper: "Dort werden wir keine Millionen finden. Man muss die Basisabgeltung erhöhen." Neben der Sanierung steht auch die Neuorganisation der Holding an. Georg Springer, Geschäftsführer seit der Gründung 1999, trat im Juni zurück. Ihm war vorgeworfen worden, seine Kontrollaufgaben vernachlässigt zu haben. Rhomberg tritt nun für eine "Stärkung der Verantwortung der Holding" ein - und damit für eine stärkere Anbindung der Bühnen: "Nicht die künstlerische, aber die wirtschaftliche Verantwortung und das Controlling müssen in der Holding wahrgenommen werden."

Rhombergs Meinung nach wäre es möglich, die Zahl der Aufsichtsräte (acht pro GmbH) zu reduzieren, seine Wunschvorstellung wären dreijährige Subventionsvereinbarungen. Es brauche daher "ein neues Gesetz" für die Bundestheater. Die Entscheidung soll bis Jahresende fallen.

Schon zuvor will Kulturminister Josef Ostermayer einen neuen Burgdirektor ernannt haben. Martin Kušej, Intendant des Münchner Residenztheaters, gab bekannt, "definitiv nicht zur Verfügung" zu stehen. Mit seiner Aussendung will er "rein spekulativem Journalismus, der von einzelnen Medien intensiv betrieben wird", die Grundlage entziehen. "News" hatte u. a. Kušej genannt. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 15. 9. 2014)