Auf die "Mars One"-Kandidaten warten neue Herausforderungen - auf dem Mars, aber auch schon davor auf der Erde.

Illustration: Mars One

Etwa 200.000 Menschen haben sich für das private Projekt "Mars One" gemeldet und damit zumindest theoretisch der Konsequenz zugestimmt, dass sie ohne Rückkehrmöglichkeit zum Mars fliegen würden. Einer von ihnen, der Wiener Robotik-Student Bernhard Ivancsics, erklärte im Jänner gegenüber dem STANDARD, was ihn dazu bewogen hat, sich dafür zu melden.

Ivancsics ist mittlerweile nicht mehr dabei - anders als die US-Amerikanerin Sonia Van Meter, eine 35-jährige Politikberaterin aus Austin, Texas. Und da das Bewerberfeld seit der ersten Runde auf 705 Personen eingedampft wurde, ist aus ihrer ursprünglich astronomisch kleinen Chance mittlerweile eine durchaus realistische Möglichkeit geworden. Immerhin sollen von den 705 Menschen insgesamt 20 bis 40 auf den Mars gebracht werden: Jeweils in Vierergruppen, deren erste bereits 2024 starten könnte (immer vorausgesetzt natürlich, das von vielen skeptisch beäugte Projekt kommt jemals wirklich in die Gänge).

Familienprobleme in Zeiten des Marsflugs

In einem Gespräch mit der BBC schildert Van Meter nicht nur, was ihre Begeisterung für den Weltraum entfacht hat. Sie geht auch auf die Konsequenzen ein, die ihr großer Traum für ihr Familienleben haben würde. Also das Leben mit ihrem Mann, mit dem sie in Kürze den fünften Hochzeitstag feiert, und dessen zwei Kindern.

Während Letztere von der Idee begeistert sein sollen, scheint der Enthusiasmus bei ihrem Ehemann Jason Stanford überschaubar zu sein. Zwar habe er sich mittlerweile damit abgefunden, unterstütze seine Frau und trage es "mit Humor", wie es im Artikel heißt. Liest man sich seine humorvoll verpackten Aussagen allerdings genau durch, dann klingt das nicht unbedingt nach voller Zustimmung. Gegenüber dem "Texas Monthly" kam Stanford etwas ausführlicher zu Wort.

Irdische Herausforderungen

Was im BBC-Artikel nur schlank erwähnt wird, ist freilich auch nicht zu verachten: "Mars One" ist im Stil einer Reality-Show inklusive Publikumsabstimmung konzipiert. An die zehn Jahre werden die Kandidaten vor einem möglichen Marsflug auf der Erde verbringen und bereits in dieser Zeit im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen.

Das kann auch ganz ohne Weltraumreise eine Herausforderung an die Psyche darstellen. Und Van Meter hat bereits jetzt einen Vorgeschmack bekommen, wie es sich anfühlt, wenn einem aus der Öffentlichkeit der Gegenwind ins Gesicht bläst. In erster Linie dreht sich die Kritik darum, wie Van Meter ihren Traum "zu Lasten ihrer Rolle" als Ehefrau und (Stief-)Mutter ausleben könne - von solchen Kommentaren will sich die Marsianerin in spe aber nicht beirren lassen.

Das Gespräch unter dem schönen Titel "Wife on Mars" finden Sie hier:

--> BBC: "Wife on Mars: A love story" (das Interview gibt es auch zum Anhören)

--> Texas Monthly: "Honey, I Want to Move to Mars"

--> Projekt Mars One

(jdo, derStandard.at, 14. 9. 2014)