Srinagar/Islamabad - Neue Regenfälle haben die Notlage im indischen Teil der Region Kaschmir weiter verschärft. Die Einsätze zur Versorgung und Rettung der von den Überschwemmungen eingeschlossenen Menschen hätten zeitweise unterbrochen werden müssen, sagte ein Sprecher der indischen Luftwaffe am Sonntag. In Indien und Pakistan wurden mindestens 480 Menschen durch die Wassermassen oder durch Erdrutsche getötet.

Die indische Stadt Srinagar war von dem übergetretenen Fluss Jhelum verwüstet worden. Auf den Dächern und höheren Stockwerken der Häuser harrten am Wochenende noch immer Menschen aus und warteten auf Hilfe. Nachdem das Wetter zuletzt besser geworden war, sanken in Srinagar auch zunächst die Pegelstände. Die Regenfälle am Sonntag ließen jedoch ein erneutes Anschwellen des Flusses befürchten. Die Behörden sorgten sich angesichts des neuen Unwetters um die zahlreichen obdachlos gewordenen Menschen in der Region.

Gestank durch Tierkadaver

Den Rettungskräften bot sich ein Bild des Grauens. Im Wasser treibende Tierkadaver und Müll sorgten für einen entsetzlichen Gestank, sagte Mehraj-Ud-Din Shah, der Leiter von Kaschmirs Katastrophenbehörde. Das ganze Ausmaß der Schäden werde erst in den kommenden Tagen erkennbar. "Unsere größte Sorge ist ein Seuchenausbruch", sagte Shah. Mehr als 140.000 Menschen wurden in Indien nach Regierungsangaben aus den Überflutungsgebieten gebracht, mindestens 200 Menschen starben.

Im pakistanischen Teil Kaschmirs konzentrierten sich die Rettungskräfte am Sonntag auf die Zwei-Millionen-Einwohner-Stadt Multan. Mit Deichsprengungen sollte eine weitere Überflutung der vom Wasser eingeschlossenen Metropole gestoppt werden. Rund um die nahegelegene Stadt Muzaffargarh wurden einem pakistanischen Regierungsvertreter zufolge rund 300 Dörfer überflutet, zudem Tausende Hektar Baumwollfelder. Bis einschließlich Montag sollte das Wasser in der Region weiter steigen.

Mehr Hochwasserschutz gefordert

Allein in Pakistan waren nach Behördenangaben knapp 2,3 Millionen Menschen von den Überschwemmungen betroffen. Mindestens 280 Menschen kamen demnach ums Leben. In den vergangenen Jahren war Pakistan während der Monsun-Saison immer wieder von tödlichen Überschwemmungen heimgesucht worden. Die folgenschwerste Katastrophe ereignete sich im Jahr 2010: Damals kamen 1.800 Menschen ums Leben, insgesamt wurde die Zahl der Betroffenen auf 21 Millionen beziffert. Kritiker werfen der Regierung vor, nicht genügend für den Hochwasserschutz von Wohngebieten und Ackerland zu tun. (APA/AFP, 14.9.2014)