Der klassische iPod ist Geschichte, für die anderen Modelle tickt die Uhr.

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Er kam mit einer Festplatte, einem Eingaberad und leitete einen rasanten Aufschwung des Marktes für MP3-Player ein. Gleichzeitig gehörte er zu den Standbeinen der Digitalisierung der Musikindustrie und damit auch Apples mächtiger Content-Plattform iTunes. Doch auf der diesjährigern September-Keynote des Konzerns war er absent: Der klassische iPod.

Aufbruchstimmung

Es war der Anfang des Millenniums, die Musikindustrie wetterte gegen Tauschbörsen wie Napster, die gleichzeitig so gut den vorherrschenden Zeitgeist erfüllten, blickt Mat Honan bei Wired zurück. Das MP3-Format mit seinen appetitlich kleinen Dateigrößen eliminierte immer mehr den Zwang, aus Kostengründen eine Auswahl darüber treffen zu müssen, welche Musik man im eigenen Hause auf Lager hatte.

Doch für den Konsum unterwegs blieb diese Restriktion. Nicht weil man sich nicht, wie viele andere Menschen, Dutzende Alben auf die eigene Festplatte geladen hätte, sondern weil die meisten MP3-Player einen Flash-Speicher boten, dessen Kapazität oftmals kaum mehr als den Inhalt von ein paar CDs fasste.

iPods und CDs

Im Oktober 2001 arbeitete Honan beim Macworld Magazine und war zu einer Präsentation eingeladen. Apple-Vorstellungen erweckten damals nicht einmal ansatzweise den Hype heutiger Termine. Der Konzern war zwar vom Zurückgekehrten CEO Steve Jobs erst drei Jahre zuvor wieder in die Gewinnzone gebracht worden.

"Man kann seine gesamte Musiksammlung nun in die Tasche stecken", kündigte Jobs an jenem Tage an. "Das war bisher unmöglich." Die Ausgabe von mit Musik vorbespielten Testgeräten führte zu einer skurrilen, aber auch sehr sinnbildlichen Situation. Da das Unternehmen die Musik nicht auf seinen Playern verteilen durfte, ohne im Besitz kommerziell erworbener Tonträger zu sein, kehrte jeder Journalist mit einem kleinen, weißen MP3-Player und einem Stapel CDs aus Cupertino zurück.

Subversives Gadget

Fünf Gigabyte an Platz ließ die Festplatte, genug für mehr als tausend Songs. Die Menüführung mithilfe des Rades, das bei der Benutzung ein leises Klickgeräusch von sich gab, erwies sich als gute Lösung. Der Musikplayer von Apple, dem IT-Underdog, war trotz seines Preises von 400 Dollar auf einmal überall in Honans Heimatstadt San Francisco zu sehen und verbreitete sich bald auch außerhalb der USA rasant.

Umgeben war es von einem leicht rebellischen Flair. Hieß Apple Musik-Piraterie gut? Wer kauft sich denn tatsächlich tausende Musikstücke?

Digitalisierung

Doch das änderte sich. Dem iPod folgte iTunes. Apple verkaufte nun nicht mehr nur Hardware, sondern auch die Musik, die man darauf hören konnte. Der stetig wachsende Erfolg der Plattform, über die heute auch Bücher, Filminhalte und Apps erworben werden können, beschleunigte den Übertritt der Musikindustrie ins Internet-Zeitalter.

Der iPod wurde zu einem persönlichen Gerät, das quasi einen kleinen Blick in die Seele seines Nutzers erlaubte. Zeig mir deine Playlist, und ich sag dir, wer du bist. Sein Player, so Honan, begleitete ihn auf zahlreiche Reisen, durch schwere Zeiten und seine Frau bei der Geburt ihres ersten Kindes.

Das Ende der Mediaplayer

Jetzt ist er Geschichte, aus dem Store verschwunden mit dem Start des iPhone 6 und der Apple Watch. Und mit seinem Ende ist der klassische iPod nur der Vorbote für den Untergang der portablen Player, oder eher aller portablen Geräte, die nur einen bestimmten Zweck erfüllen sollen. Auch die Tage des iPod Shuffle und iPod Touch sind gezählt, die Frage ist nur: wann?

Wandel

Denn die Zeiten haben sich, wie immer, gewandelt. Auch die klassische, persönliche Musikbibliothek scheint zu einem Auslaufmodell zu werden. Statt Gigabyte um Gigabyte an Dateien auf eigenen Festplatten zu horten, wird Musik nun wieder mehr als Ware betrachtet.

Man greift über Apps auf sie zu und kauft sie nicht mehr, sondern mietet sie. Das lokale Archiv weicht dem Stream aus der Cloud. Das Rebellische, meint Honan, ist verloren gegangen. Das iPhone ist ungefähr so subversiv wie eine Packung Kartoffelchips. Doch für das Gefühl, mit einem iPod voller geklauter Musik durch die Straßen zu joggen, gibt es keine App. (gpi, derStandard.at, 14.09.2014)