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Jimmie Åkesson bei einer Rede in Stockholm. Seine rabiate Immigrationskritik soll auf frühkindliche Erfahrungen mit Ausländern zurückgehen.

Foto: REUTERS/Robin Haldert

Angeblich hat alles im österreichischen Restaurant "Rauhrackel" in der südschwedischen Universitätsstadt Lund angefangen. Dort saß der junge Student der Politologie Jimmie Åkesson 1999 bei billigem Bier und tüftelte mit drei Gesinnungsgenossen den Masterplan für die Übernahme der Schwedendemokraten aus. Der Plan ging auf. Heute ist der erst 35-Jährige Vorsitzender einer Partei, die bei den Parlamentswahlen am Sonntag mehr als eine Verdoppelung ihres Anteils auf 12,9 Prozent erreichte.

Aus einer neonazistischen Partei, in der Gewalttaten, Bücherverbrennungen und der Hitlergruß an der Tagesordnung waren, machte Åkesson innerhalb weniger Jahre eine nationalistische Organisation, in der - zumindest nach außen - strikte "Nulltoleranz gegenüber Rassismus" herrscht. Die Botschaft ist jedoch die alte: Die Grundübel Schwedens sind die Einwanderung, die Europäische Union und der Islam.

Frühe Prägung gegen Emigration

Im Fernsehen erzählte Åkesson, Sohn eines Handwerkers und einer Altenpflegerin, kürzlich, dass er als kleiner Bub in seinem südschwedischen Heimatort Sölvesborg mehrmals vor Migrantengangs in den sicheren Schoß seiner Mutter geflohen sei. Das habe seinen Blick auf Einwanderung geprägt. Dumm nur, dass es, wie spätere Recherchen ergaben, kaum Einwanderer in Åkessons Wohngegend gab. Wenig glaubwürdig scheint auch Åkessons Behauptung, er habe, als er im Alter von erst 16 Jahren Mitglied bei den Schwedendemokraten wurde, nichts von deren rechtsextremem Hintergrund gewusst.

Auch privat politisch

Der Vollzeitpolitiker Åkesson, der mit Nerd-Brille, aktueller Mode und legerer Kleidung auftritt, geriert sich gerne als sensibler Intellektueller - nicht immer erfolgreich. Bei der Präsentation seiner Biografie mit dem hochtrabenden Titel "Satis polito" (lat. für "ausreichend geglättet") musste er zugeben, kein Latein zu können. Dennoch ist Åkesson zu smart für das Bild des dumpfen Nationalisten. Selbst, so sagte einmal ein Bekannter, überschreite Jimmie nie Grenzen. Er umgebe sich aber immer mit Menschen, die bereit seien, genau dies zu tun. Das sei das Gefährliche an ihm.

Privat hält sich Åkesson ebenfalls an die Partei. Seine Lebensgefährtin, die zehn Jahre jüngere Louise Erixon, arbeitet bei den Schwedendemokraten, und seine Schwiegermutter sitzt für die Nationalisten im Parlament. Sohn Nils ist knapp ein Jahr alt. Über dessen politische Präferenzen ist noch nichts bekannt. (Karin Häggmark, DER STANDARD, 13.9.2014)