Die Wege im Karwendel sind weit, aber breit. Wer die Etappen einer Mehrtagestour kurz hält, kann hier gut mit Kindern wandern.

Foto: Birgit Eder

Das Karwendel, eine zum größeren Teil in Tirol, zum kleineren in Bayern gelegene Gebirgsgruppe, zeichnet sich durch langgezogene Täler und zerklüftete Kalkspitzen aus. Die Zustiege zu den Hütten sind meist nicht sehr steil, dafür aber lang.

Besonders beeindruckend ist eine Tour im Tiroler Karwendel während der Hirschbrunft im Herbst. Ob in der Eng, auf der Falkenhütte oder im Karwendelhaus, hier hat man unzählige Möglichkeiten, Hirsche zu hören. Auch die Färbung der bis zu 600 Jahre alten Bergahornbäume ist zu dieser Zeit wunderschön.

Die beschriebene Tour ist lang, aber in fünf Etappen familientauglich – und sie kann von leistungsstarken Berggehern auch gut in drei Tagen begangen werden.

1. Tag: Nahe der Schiffsanlegestelle Pertisau am Achensee startet der „Nostalgiebus“ durch das lange Falzturntal zur Gramaialm. Hinter der Gramaialm beginnt der Aufstieg zum Lamsenjoch über den Gramaier Grund. Bereits nach kurzer Zeit wird das Gelände steiler, der Aufstieg führt uns aber gemütlich über Serpentinen aufwärts. Da es schon etwas später ist, ist Ruhe auf dem Berg eingekehrt: Nahe des Weges grasen friedlich zwei Gämsen. Beim Joch führt der Weg relativ flach nach links bis zur Lamsenjochhütte (1944 m). Gehzeit: 2 1/4 – 2 3/4 h, 690 Höhenmeter rauf, keine Hm. runter.

2. Tag: Am nächsten Morgen gehen wir auf relativ gleichbleibender Höhe bis zum westlichen Lamsenjoch, wo wir bereits in das Nachbartal Eng blicken. Abwärts führt ein breiter Forstweg, der immer wieder auf kleinen Steigen abgekürzt werden kann. Auf der Bins-alm kann man entweder über den Normalweg oder über den sehr abwechslungsreichen Panoramaweg zu den Engalmen (1227 m) absteigen (gut ausgeschildert).

Der seltener begangene Panoramaweg bietet überdies auf den freien Wiesenflächen eine sehr üppigen Flora und traumhafte Ausblicke. Gehzeit (über den Panoramaweg): 3 – 3 3/4 h, 100 Hm. rauf, 850 Hm. runter.

3. Tag: Von den Engalmen führt der Weg mäßig steil, an alten, bunt gefärbten Ahornbäumen aufwärts bis zum Hohljoch. Hier ist eine zusätzliche Wanderung über den Laliderer Hochleger bis zum Gamsjoch (2 – 2 1/2 h einplanen) möglich. Mit etwas Glück kann man dort Steinböcke in ihrem Lebensraum beobachten.

Wieder zurück am Hohljoch, führt die Route zur Falkenhütte leicht abwärts und zweigt dann nach links, wo der Weg ziemlich auf gleicher Höhe durch die Laliderer Reißen, ein Schuttfeld unterhalb der Laliderer Spitze, verläuft. Hier wimmelt es nur so von Gämsen. Beim Spielissjoch nach rechts, über den Forstweg aufwärts bis zur Falkenhütte (1848 m). Gehzeit: 2 3/4 – 3 1/2 h, 720 Hm. rauf, 100 Hm. runter.

4. Tag: Zuerst geht’s von der Hütte abwärts bis zum Kleinen Ahornboden, wo alte Ahornbäume stehen. Nach den Almhütten führt der Wanderweg stetig, durch das immer enger werdende Tal, aufwärts. Oben, wenn sich der Weg abflacht, passiert man das Holzkreuz am Hochalmsattel, wo eine nette Bank zum Verweilen einlädt. Nur noch ein paar Höhenmeter abwärts, und das Karwendelhaus (1771 m) kommt ins Blickfeld. Gehzeit: 3 – 4 h, 400 Hm. rauf, 480 Hm. runter.

5. Tag: Am nächsten Morgen steigen wir nur noch ins Tal nach Scharnitz, über das malerische, sehr langgezogene Karwendeltal, ab. Bis zum Karwendelhaus ist auch ein Taxitransfer möglich, für alle, die sich den langen, zum Teil etwas eintönigen Abstieg sparen möchten. Gehzeit 4 1/2 – 5 1/2 h, 70 Hm. rauf, 870 Hm. runter. (Birgit Eder, DER STANDARD, 13.09.2014)