Von der grünen Wiese zurück in die Stadt: Der Plan scheint aufzugehen, fast alles ist in Bad Münstereifel vermietet.

Foto: City Outlet Bad Münstereifel / Jürgens

Bad Münstereifel liegt am Ostrand der Eifel im Süden von Nordrhein-Westfalen und ist ein mittelalterliches Städtchen mit einer nahezu vollständig erhaltenen restaurierten Stadtmauer. Doch wer den Kneipp-Kurort vor ein paar Jahren besuchte, der erlebte eine graue Stadt mit einer überschaubaren Auswahl an Geschäften. Die einzige Attraktion: das Café von Schlagersänger Heino.

Heute ist das anders: Die alten Häuser wurden restauriert oder zumindest frisch gestrichen. Entlang dem Flüsschen Erft, das sich durch den mittelalterlichen Stadtkern schlängelt, bummelt man an Schaufenstern vorbei. Tische stehen vor den Lokalen, und selbst an einem Freitagmorgen herrscht schon Leben in der Stadt.

Eröffnung vor einem Monat

Der Grund: In den teils denkmalgeschützten Häusern der historischen Innenstadt wurde ein Outlet-Center entwickelt, das rund 30 Geschäfte mit bekannten Marken umfasst. Hinzu kommen noch die Geschäfte, die hier schon lange ansässig sind, beispielsweise eine Buchhandlung, ein Haushaltswarengeschäft und ein Hutladen. Hier scheint die vieldiskutierte Wiederbelebung der Innenstadt durch den Einzelhandel also tatsächlich funktioniert zu haben.

Das Konzept des "City Outlet Bad Münstereifel" ist neu und bislang einzigartig, auch für den Betreiber, die österreichische ROS Retail Outlet Shopping GmbH, die auch beim FOC in Parndorf Regie führt. Eine der Herausforderungen des Konzepts sei gewesen, dass jedes Haus aufgrund des Denkmalschutzes individuell mit Architekten und der jeweiligen Marke geplant werden musste, erzählt Thomas Reichenauer, Geschäftsführer des Unternehmens mit Sitz in Wien.

Regionaler Charakter

Insgesamt wurden so 12.000 Quadratmeter Mietfläche für den Einzelhandel entwickelt, außerdem 4000 Quadratmeter Gastronomie. Anders als bei Einkaufszentren auf der grünen Wiese wurde hier aber bewusst auf "klassische Mieter" verzichtet, so Reichenauer. Man habe den regionalen Charakter erhalten wollen und daher auf die bereits vorhandene Gastronomie gesetzt.

Den Anstoß zum City Outlet gab die Bad Münstereifel Immobilien Management GmbH, ein Zusammenschluss von drei ortsansässigen Investoren, die schrittweise die Häuser in der Stadt erwarben. Vor einem Monat wurde Eröffnung gefeiert. Fast alle Geschäftsflächen seien bereits vermietet, so Reichenauer. Damit liege man "weit über dem Marktschnitt". Bis Weihnachten sei die Vollvermietung geplant. Zur Höhe der Miete will er keine Angaben machen - "sie bewegt sich aber im üblichen Rahmen", versichert er.

Die Verknüpfung des neuen Outlet-Centers mit der innerstädtischen Kulisse gehe jedenfalls auf. Den Kunden gefalle die Kombination von Shoppen mit dem Erleben der mittelalterlichen Stadt. Das ist für Reichenauer auch eine Möglichkeit für den stationären Handel der Zukunft, denn: "Den Kunden muss eine Erlebniswelt geboten werden."

Heftige Kontroversen

Mittlerweile gebe es Resonanz von Städten in ganz Europa, die sich ein ähnliches Projekt wünschen - auch aus Österreich, erzählt Reichenauer. Damit das funktioniere, müssten aber wichtige Parameter gegeben sein, beispielsweise eine Verbindung zur Autobahn. Für Österreich gebe es diesbezüglich derzeit keine Pläne, in Deutschland sieht Reichenauer aber noch durchaus Potenzial für weitere Outlet-Center.

In Bad Münstereifel wurde das neue Shoppingkonzept während seiner Entstehung teils heftig diskutiert. Im Moment scheint der Erfolg den Initiatoren aber tatsächlich recht zu geben. (Marianne Schulze, Franziska Zoidl, DER STANDARD, 13.9.2014)