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Ein Rolls Royce vor einer Filiale der Schweizer Großbank UBS.

Foto: Reuters/Wiegmann

Wien - Es ist eine Krux: Unternehmen brauchen Kredite zum Wachsen und beklagen sich, dass die Banken das Geld zurückhalten. Die Banken sehen die Unternehmen jedoch als gut finanziert und klagen, dass diese wegen des schwachen wirtschaftlichen Umfelds Investitionen zurückhielten und gar nicht um Kredite ansuchen. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Bei Familienbetrieben kommt noch hinzu, dass die Hereinnahme von Geld, etwa durch einen Private-Equity-Investor, meist auch mit der Angst vor einem Machtverlust verbunden ist, weswegen sich Unternehmenschefs an solche Investoren oft erst gar nicht herantrauen.

Lücke schließen

Vermögende Privatpersonen - so genannte High Net Worth Individuals (HNWIs) - könnten hier die Lücke schließen, zeigt eine Untersuchung der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft KPMG. 125 HNWIs und 125 Familienunternehmen wurden dafür zu von ihnen angestrebten Investments befragt.

58 Prozent der befragten Unternehmen bemühen sich demnach aktuell um externe Finanzmittel für den Ausbau ihres Unternehmens. Dafür sind die Unternehmen immer öfter auch bereit, Beteiligungen anzubieten - solange sie ihre Kontrollposition und ihre strategische Unabhängigkeit erhalten können. Fast die Hälfte (42 Prozent) der Familienunternehmen haben in der Vergangenheit zudem schon einmal Finanzmittel von HNWIs erhalten - allerdings kam das Geld meist von engen Freunden oder Verwandten der Firmenchefs. In Summe sagten 92 Prozent der befragten Unternehmer, mit dieser Finanzierungsquelle gute Erfahrungen gemacht zu haben.

Die Anwerbung von Investoren dieser Art empfinden viele Unternehmenschefs allerdings als Herausforderung. "Dabei sucht mehr als die Hälfte der befragten HNWIs (60 Prozent) nach Investments mit kalkulierbarem Risiko und angemessener Kapitalrendite", sagt Yann-Georg Hansa, Audit-Partner bei KPMG. 44 Prozent der vermögenden Privatpersonen geben zudem an, in der Vergangenheit bereits in ein Familienunternehmen investiert zu haben, und die Mehrheit (95 Prozent) zeigt sich mit diesem Investment zufrieden. Dennoch hält ein möglicher Konflikt innerhalb der Familie Investoren davon ab, solche Beteiligungen offensiver zu suchen. Die Informationen über solche Investmentgelegenheiten seien zudem schlecht verfügbar.

Infonetzwerk gründen

KPMG rät daher zu Familienunternehmensnetzwerken, um einen Informationsaustausch in beide Richtungen zu etablieren. Das erhöhe für beide Seiten die Chance, den richtigen Partner bzw. die richtige Investition zu finden. Unternehmen müssten zudem lernen, ihre langfristigen Perspektiven besser zu präsentieren und auch aufzeigen, wo Chancen für Investoren liegen. Auch die Etablierung einer Unternehmensleitungsstruktur könne sicherstellen, dass sich Investoren vor familieninternen Streitigkeiten weniger fürchten müssen.

Empfohlen wird auch, einen Sitz im Aufsichtsgremium anzubieten. Da viele HNWIs ohnehin auch Unternehmenserfahrung haben, könne so ein fruchtbarer Austausch entstehen. Den Unternehmen könne das helfen, den Umfang des Investorenengagements festzulegen und zu definieren.

Die Wahrscheinlichkeit für eine Beteiligung an Unternehmen ist laut Umfrage umso höher, je jünger das Unternehmen ist. Gemeint ist damit nicht, dass das Unternehmen keine lange Tradition haben soll - es geht um die leitende Generation. Je jünger die Führungsebene ist, desto wahrscheinlicher die Zusammenarbeit mit Investoren. (bpf, DER STANDARD, 12.9.2014)