Man kann ihm Benzin einflößen, ihn mit Diesel füllen, mit Erdgas oder stillem Strom. Und jetzt hat das Vademecum unserer Zeit, der Golf, auch einen Plug-in-Hybrid. Womit er als erstes und einziges Auto mit allen aktuell relevanten Antriebsarten von der Stelle kommt. Die elektrische Abteilung verspricht eine Reichweite von rund 50 Kilometern, was für die meisten Wege der meisten Menschen in der Stadt genügt. Noch dazu, wo die leeren Batterien nach dreidreiviertel Stunden an einer hundsnormalen Steckdose wieder vollgeladen sind. Die Wallbox braucht dafür rund eineinhalb Stunden weniger.

Foto: Volkswagen

Längere Strecken bewältigt man in der Kombination mit dem 150-PS-TSI-Benziner, wobei diverse Betriebsmodi ein sinnvolles Energiemanagement steuern. Mit dem Ziel, möglichst oft elektrisch zu fahren, und zwar vornehmlich dort, wo es opportun erscheint. In der Stadt. Über Land bemüht man den Verbrennungsmotor, der durch Bremsenergierekuperation und aktive Ladung (so man den dadurch entstehenden Mehrverbrauch in Kauf nimmt - an der Steckdose wär's billiger) Saft für die Batterie generiert, die dann am Ziel der Reise zur Verfügung steht.

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Die Variablen mögen anfangs irritieren, allerdings gewöhnt man sich mithilfe der am Touchscreen dargestellten Füllstände schnell an einen effizienten Betrieb. Will man gar keine Gedanken an "Battery Hold", "Battery Charge" und dergleichen verschwenden, befiehlt man "Hybrid Auto" und lässt den Computer arbeiten. Er wechselt klug zwischen E-Antrieb, Benzinverzehr und Kombinationen daraus, und das alles vollzieht sich nahtlos und weich.

Die Taste "GTE" erschließt sich dagegen sofort, weil sie weniger das Hirn als vielmehr die Seele anspricht. GTE addiert die 102 PS des E-Motors und die 150 Pferde des Benziners zu einer runden Gesamtleistung von 204 PS, die tatsächlich radikaler ins Kreuz fährt als beim nominell etwas schnelleren Bruder GTI.

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Mit 7,6 Sekunden von 0 auf 100 zeigt sich diese zweite Persönlichkeit des Golf GTE, der neben seinem rationalen Öko-Charakter einfach auf "Boost" macht und den Sportwagen markiert. Samt Fahrwerks-, Lenkungs- und DSG-Automatikstraffung und dem Jubel einer ab und an befreiten Natur. Denn die 350 Nm Drehmoment sind durch das spontane Temperament des Elektromotors früh spürbar; schneller löst sich kaum jemand von der Ampel. Zwei Seelen wohnen, ach, in seiner Brust.

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Zum Unterschied von ähnlichen Konzepten wird der Golf GTE doch nie zum Allradler. Anstelle vom E-Antrieb an der zweiten Achse hocken beide Kräfte über den Vorderrädern, um die Konstruktionskosten niedrig zu halten. Vor dem Hintergrund unter Smogglocken stöhnender Metropolen, die wie in China den innerstädtischen Verkehr nur mehr für Elektrofahrzeuge freigeben wollen, ist der Golf GTE Plug-in-Hybrid ein logisches Konzept. Die Gesamtreichweite von rund 940 Kilometern verbindet die Städte, durch die man dann rein elektrisch schwebt.

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Ob sich der Mehrpreis von geschätzten 4000 Euro gegenüber einem gut ausgestatteten GTI rentiert, sei einer individuellen Beurteilung überlassen. Tatsächlich bekommt man einen bis unters Dach mit Extras vollgepfropften Golf (LED-Scheinwerfer, Leichtmetallräder, Multikollisionsbremse, Touchscreen, Sportsitze etc.) zu einem überlegenswerten Preis von unter 40.000 Euro, und die Verführungskraft von offiziell nur 1,5 l / 100 km Verbrauch und 35 g/km CO2-Emission wird Stückzahlen produzieren. Vielleicht nicht sofort. Aber bestimmt nach vielen begeisterten Erfahrungsberichten. (Andreas Hochstöger, DER STANDARD, 12.9.2014)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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