Maicol und Denise Herrera Peña brachten in diesem Jahr ihr eigenes Yoga-Modelabel heraus.

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Der Modedesigner schneiderte die Prototypen in der eigenen Werkstatt zu Hause.

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Die Yogalehrerin testete das Gewand auf die Praxistauglichkeit.

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Schneiderei und Materialien suchen sie gemeinsam: Hier bei einem Besuch der Werkstatt in Brünn.

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Wien – "Ich gebe doch nicht 60 Euro für eine Sporthose aus, die unter Bedingungen produziert wurde, die nicht in Ordnung sind", sagt Denise Herrera Peña verärgert. Sie kommt zwar gerade aus einer morgendlichen Yogastunde, aber bei diesem Thema verpufft ihre Ruhe. Das Gewand von großen Sportgewandherstellern passte für die Yogalehrerin nicht zu dem täglichen Gang auf die Matte. Zu intransparent waren für sie die Produktionsprozesse. So entstand die Idee zu einem eigenen, fairen Sportlabel.

Gemeinsam mit ihrem Ehemann begann sie 2012 das Label "nice to meet me" zu entwickeln. Maicol Herrera Peña übernahm dabei den kreativen Part: Der Kolumbianer hat in Bogota und Buenos Aires Mode studiert und über Jahre hinweg ein eigenes Streetwear-Label produziert. In der Werkstätte zu Hause stellt er die Designs und erste Muster her.

Denise testete die Prototypen auf die Praxistauglichkeit. Da die an der eigenen Nähmaschine angefertigten Tops, Leggings und Hosen ein erster Entwurf waren, kam es zu der einen oder anderen "peinlichen Situation", berichtet die Yogalehrerin. Für ihren Mann war diese Arbeitsweise neu: Früher wurde für seine Streetwear produziert, was er als Entwurf aufs Papier brachte. Heute ist jedes Design ein Prozess. Jetzt zählt das Tragegefühl und nicht mehr nur der Look. Unterschiedliche Altersgruppen und Kleidergrößen sollen sich wohlfühlen und nicht "die üblichen Schönheitsideale wiedergekäut werden", sagt die Yogalehrerin.

Wichtig waren sehr elastische Nähte, die jede Yogabewegung mitmachen. Gleichzeitig darf nichts verrutschen, auch wenn die Welt einmal kopfsteht. "Unser Gewand ist auch für den Handstand geeignet", sagt Herrera Peña.

Die lange Suche nach den richtigen Materialien

Schwieriger als die Praxistests gestaltete sich jedoch der Anspruch, nur Stoffe aus Österreich zu verwenden. Jene Hersteller von Stoffen, bei denen die Qualität stimmte und Öko-Zertifikate vorhanden waren, verlangten zu hohe Mindestabnahmemengen. "1.000 Meter pro Farbe, unmöglich für ein kleines Label, das nur 100 Stück pro Modell produzieren wollte", sagt die Yogalehrerin.

Die lange Suche nach den richtigen Materialien hat ihre Gründe. Wie eine Untersuchung von Greenpeace aus dem Jahr 2011 zeigt, enthielten 52 der 78 weltweit getesteten Textilprodukte eine erhöhte Menge umweltschädlicher Chemikalien.

Die Stoffe kommen nun aus Portugal, die Biobaumwolle aus Griechenland. Die Oberfläche ist angeraut, dadurch ist sie angenehm zu tragen. Sie ist gleichzeitig recht fest. "Das ist wichtig, da man nicht sofort Beulen im Stoff haben will, wenn man ein Knie abwinkelt", erklärt Herrera. Biobaumwolle ist gentechnikfrei und verzichtet auf synthetische und chemische Pestizide und Düngemittel. Der wassersparende Anbau von Biobaumwolle hält das Trinkwasser sauber und vermeidet ein Abschwemmen von Giftstoffen in den Boden.

Holzfaser aus Österreich

Die Baumwolle wird mit "Tencel" der österreichischen Firma Lenzing gemischt, das ebenfalls Öko-Tex-zertifiziert ist. Dabei handelt es sich um eine Faser botanischen Ursprungs, da sie aus dem Rohstoff Holz gewonnen wird. Das Ergebnis ist ein Stoff, der sich beim Training kühl anfühlt und im Winter wärmt. Schweiß verteilt sich in die Faser und trocknet daher auch schneller.

Stoff aus alten PET-Flaschen

Die Suche nach neuen, nachhaltigen Materialien ist nach wie vor ein Thema. Als Nächstes wird Recyclepolyester eingesetzt. Aus alten PET-Flaschen werden Fasern gesponnen. "Es gibt manche Stile, wie Hot Yoga und Bikram, bei denen Baumwolle nicht gut funktioniert", sagt Denise Herrera.

Die Kür bei der Gründung des eigenen Modelabels war jedoch die Suche nach der geeigneten Werkstätte. Zwei Jahre waren sie mit der Frage beschäftigt, wo sie ihr Gewand nähen lassen sollen und dabei noch leistbar zu bleiben. Zunächst standen sie ein halbes Jahr mit einer Vermittlerin aus Portugal in Kontakt. "Doch das war uns dann zu undurchsichtig. Wir konnten nicht beurteilen, wie der Produktionsprozess wirklich aussieht", sagt Herrera Peña. Nur der regelmäßige, persönliche Kontakt war ihnen Garantie genug für faire Arbeitsbedingungen. Im Nachbarland Tschechien wurden sie mit einer kleinen Werkstatt in Brünn fündig, die zehn Menschen beschäftigt und ein Familienbetrieb ist.

Im April dieses Jahres packten die zwei Labelgründer schließlich die fertigen Kleidungsstücke in ihr Auto und fuhren damit nach Österreich. Die Kollektion verbreitete sich durch Mundpropaganda unter den Wiener und Linzer Yogis und wird in einigen Studios wie etwa der Yogawerkstatt im zweiten Wiener Gemeindebezirk und im Online-Shop verkauft. "Wir wachsen rein, in das Designen, die Produktion, die Praxistauglichkeit, das Marketing, die Buchhaltung. Wir hatten nicht von Anfang an ein Konzept, das wir nach Plan umgesetzt haben, und von Marketing keine Ahnung", sagt Denise Herrera und lacht.

Die Herrera Peñas rechneten damit, die Kollektion innerhalb eines Jahres zu verkaufen. Doch sie unterschätzten das Interesse an nachhaltiger Sportbekleidung: Nach knapp zwei Monaten war alles ausverkauft, und sie ließen nachproduzieren. Die positive Rückmeldung der Yogis macht mutig: Im November erscheint die Winterkollektion bereits in doppelter Stückmenge. (Julia Schilly, derStandard.at, 20.9.2014)