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Karstadt hat einen neuen Investor, die Sorgen bleiben die alten.

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Investor René Benko will Karstadt wieder auf Kurs bringen.

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Für einen Euro ist bei Karstadt nichts zu haben. Um einen symbolischen Euro aber war die einst so stolze Kaufhauskette zu haben. Für die Sanierung wird Neo-Eigentümer, der österreichische Immobilien-Investor René Benko, jedoch wohl mehr in die Hand nehmen müssen.

Heute findet die erste Aufsichtsratssitzung nach der Übernahme statt. Vorstand Miguel Müllenbach soll der Runde ein Sanierungskonzept vorlegen, das auch eine Liste mit Warenhäusern umfassen soll, deren Lage als kritisch angesehen wird. Diese könnte bis zu 30 Häuser umfassen, tausende Arbeitsplätze sind damit bedroht. Doch Schnellschüsse sind nicht zu erwarten, endgültige Entscheidungen werde es wohl auch noch keine geben, sagen mit der Situation vertraute Personen.

Luxushäuser

Während den 83 Warenhäusern von Karstadt harte Einschnitte bevorstehen, hat Benko mit seiner Signa Holding für die drei Premiumhäuser große Pläne. Es sollen neue Luxushäuser etabliert werden, schreibt das deutsche "Handelsblatt" (Donnerstag). Für die neue Kaufhausgruppe wäre auch Wien Expansionspflaster.

Ab sofort tritt die ehemalige deutsche Karstadt Premium GmbH - dazu gehören das KaDeWe in Berlin, der Oberpollinger in München und das Alsterhaus in Hamburg - unter einem neuen Namen auf: "The KaDeWe Group".

Publikumsmagneten

"Wir vereinheitlichen die Erscheinungsbilder der einzelnen Häuser, von den Schaufenstern über die Ladengestaltung bis hin zum Sortiment", so Geschäftsführer Andre Maeder. Das KaDeWe, das bekannteste der drei Häuser, sei dabei stilbildend. "Jeder Kunde muss erkennen: KaDeWe, Oberpollinger und Alsterhaus gehören zu einer exklusiven Gruppe." Zugleich soll ein gemeinsamer Auftritt die Expansion erleichtern, heißt es in dem "Handelsblatt"-Bericht.

Die Premiumhäuser sind Publikumsmagneten. 2013 setzten KaDeWe, Oberpollinger und Alsterhaus laut Maeder 600 Miollionen Euro um. Beim Ergebnis gibt sich Maeder in der Zeitung wortkarg, aber zufrieden: "Wir sind profitabel."

Banges Warten

Das Arbeitnehmerlager im Karstadt-Aufsichtsrat pocht auf unterdessen Standort- und Beschäftigungssicherung für die Mitarbeiter des angeschlagenen Warenhauskonzerns. Dies sei ein Kernpunkt der Forderungen der Arbeitnehmer, sagte Karstadt-Gesamtbetriebsratschef Helmut Patzelt kurz vor der Sitzung und beklagt die seit Jahren andauernde Unsicherheit um die Zukunft des mit Verlusten und Umsatzrückgängen kämpfenden Konzerns: "Das ist eine fürchterliche Situation für Menschen, die Jahrzehnte zu dieser Firma gestanden haben und die müssen wir abstellen", unterstrich er. Nun müsse sich zeigen, ob das Thema Warenhaus für den neuen Eigner Benko interessant sei und ob dieser "mit uns in die Zukunft marschiert".

Benko hatte nach der Übernahme der angeschlagenen Warenhauskette mit rund 17.000 Beschäftigten eine Reihe von Vertrauten in den Aufsichtsrat des Essener Konzerns entsandt. Das Gremium tagt unter der Leitung von Stefan Fanderl, der Aufsichtsratschef hatte die Belegschaft bereits auf harte Einschnitte eingestimmt. Er hatte bereits hinter die Überlebensfähigkeit von mehr als 20 Karstadt-Häusern ein Fragezeichen gesetzt. (Reuters, red, derStandard.at, 11.9.2014)