Augenhöhe: Andreas Mailath-Pokorny und Matti Bunzl.

Foto: christian fischer

Wien - Am Dienstagnachmittag tauchte erstmals der Name Matti Bunzl auf - der Standard berichtete als Erster. Und tatsächlich: Am Mittwochvormittag stellte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) den Anthropologen, Kulturmanager und Wahlamerikaner als Direktor des Wien Museums ab dem 1. Oktober 2015 vor. Bunzl folgt auf Wolfgang Kos, der in Pension gehen wird, und erhält einen Fünfjahresvertrag.

Insgesamt hatten sich 50 Personen für den Job beworben. Das Kuratorium zog Matti Bunzl nach den Hearings in die engere Wahl - und begrüßte die Entscheidung von Mailath-Pokorny, die offiziell noch vom Wiener Stadtparlament abgesegnet werden muss.

Der Kulturstadtrat sprach von "einem Glücksfall": Er glaube, mit Bunzl, 1971 in Wien geboren, den "idealen Kandidaten" gefunden zu haben. Schließlich sei der Wissenschaftler und Wissensvermittler mit internationaler Reputation ein "ausgewiesener Experte der Wiener Stadtgeschichte", der zudem über praktische Erfahrung verfüge. Denn Bunzl, Professor an der University of Illinois, ist nebenbei Intendant des Chicago Humanities Festival.

Bunzl streute gleich seinem Vorgänger Rosen. Denn er wolle grundsätzlich "auf den Arbeiten des wunderbaren Direktors Kos" aufbauen: "Er ist der Hauptgrund, dass ich hier sitze." Im Gegensatz zu vielen anderen neu bestallten Chefs, die bei ihrer Vorstellung wenig zu sagen haben, redete Bunzl gleich Tacheles.

Sein Konzept habe drei Eckpunkte: Er will das Haus "als ein Museum der Gegenwart und der Zukunft" positionieren. Die zentrale Frage laute, was es heißt, eine globale Stadt zu sein.

Zudem sieht Bunzl das Museum als "Labor der Zivilgesellschaft", in dem Diskurs stattfindet. Mit Vorträgen, Diskussionen und "Salons" möchte er zur "intellektuellen Aktivierung" der Stadt beitragen. Und drittens schweben ihm verstärkt internationale Kooperationen vor: "Wenn wir verstehen wollen, was an Wien besonders ist, müssen wir den Vergleich mit anderen Weltstädten wie Paris, Berlin oder London ziehen." Und: "Das Wien-Museum ist ein transnationaler Ort."

Für dieses ist Bunzl sogar bereit, seine pragmatisierte Professur aufzugeben: "Das ist vielleicht gestört, aber manche Möglichkeiten sind zu wichtig, als dass man sich hier windet."

Nicht nur die Grünen (als Koalitionspartner) begrüßten die Entscheidung. Isabella Leeb, Kultursprecherin der ÖVP, erinnerte aber auch an die geplante Sanierung samt Erweiterung des Hauptgebäudes am Karlsplatz. Sie bezweifelt, dass mit den Bauarbeiten in der zweiten Jahreshälfte 2015 begonnen werde. Denn der Architekturwettbewerb wie die Finanzierungspläne ließen auf sich warten. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 11.9.2014)