Wien - Eine Patientin wird nach einer Eiseninfusion ohnmächtig, ein allergischer Schock. Nicht der behandelnde Arzt bemerkt den Vorfall, sondern ihre Bettnachbarin. Ein Beinahefehler, der ohne Konsequenzen für die Patientin bleibt. Fehler wie dieser passieren in Krankenhäusern, verschwiegen werden sollen sie nicht. Um eine Fehlerkultur zu etablieren, hat die Ärztekammer 2009 die Plattform "Cirs" (Critical Incident Reporting System) gegründet, wo dieser und andere Behandlungsfehler von Ärzten und Gesundheitspersonal anonym gemeldet werden können.

Gespräche laufen

Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) hat kürzlich im Kurier -Interview gefordert, dass Spitäler ihre Fehlerquoten offenlegen sollen. Für Oberhauser fällt das unter "Qualitätssicherung" und "Transparenz", Patienten sollen wissen, in welchen Krankenhäusern Operationen mit welcher Fehlerquote durchgeführt werden. Gespräche mit den Patientenanwälten und Ärztekammer laufen, basierend auf einem gemeinsamen Beschluss aus der Bundesgesundheitskommission.

Die Wiener Patientenanwaltschaft begrüßt den Vorstoß der Ministerin, steht die Forderung nach mehr Transparenz für Patientinnen schon lange auf der Agenda von Sigrid Pilz. Cirs ist ihr nicht weitreichend genug, weil die Seite bei Ärzten zu wenig bekannt ist und dementsprechend wenig genutzt werde. Sie will vor allem transparente Informationen für Patienten über Leistungen in Spitälern und geht damit weiter als die Ministerin: Nicht nur welche Operation wie oft durchgeführt werde sei wichtig, sondern auch die Zahl der Wiederaufnahmen oder die Höhe der Infektionen. Trotzdem sei die "Etablierung einer Fehlerkultur" wichtig, um Behandlungsfehler nicht zu kriminalisieren.

Das sieht auch die Ärztekammer so, die die Plattform Cirs als Erfolg wertet, 360 Fälle wurden bislang eingetragen. Aber auch die Ärztekammer ist offen dafür, die Patienten umfassender zu informieren, das dürfe aber nicht missverständlich kommuniziert werden. Dennoch wollen sie an Cirs festhalten. Mehr als die Hälfte der Meldungen werden von Ärzten gemacht, nur 22 Prozent der Meldungen kommen vom Pflegepersonal. Fast die Hälfte basiert auf Erfahrungen aus Krankenhäusern, nur 20 Prozent kommen aus Arztpraxen.

Es soll keine Beschwerdeseite sein, sondern Risiken im Gesundheitswesen zeigen. Denn auch der Ärztemangel ist Thema. Ein Arzt beschreibt die Situation auf seiner Station: Leere Sauerstoffflaschen und verzögerte Medikamentenabgabe haben zu einer Fehlerkette geführt. Ausgelöst durch Personalmangel und Umstrukturierungen. Häufigkeit: monatlich. (Marie-Theres Egyed, DER STANDARD, 11.9.2014)