Bild nicht mehr verfügbar.

Gleiche Zielsetzung aber keine direkte Konkurrenz: Moto 360 und die Apple Watch.

Foto: Jeff Chiu / AP und APA/EPA/MONICA DAVEY

Im Smartphonemarkt befinden sich Apple und Google seit Jahren in einem direkten Konkurrenzverhältnis. Insofern ist es naheliegend, die Vorstellung der Apple Watch schlicht als die Ausdehnung dieser Auseinandersetzung auf eine neue Produktkategorie zu betrachten. Richtig? Nein. Denn die Frage, ob sich jemand lieber eine Smartwatch mit Android Wear oder die Apple Watch kaufen will, stellt sich in der Realität nämlich einfach nicht.

Keine Überschneidung

Dies aus einem einfachen Grund: Während die Uhr von Apple ausschließlich mit aktuellen iPhones kooperiert, arbeiten Android-Wear-Smartwatches exklusiv mit Android-Geräten zusammen. Während also die Diskussion über die unterschiedlichen technischen Meriten einzelner Systeme durchaus interessant ist, muss klar sein, dass eine Mischung der Ökosysteme nach aktuellem Stand der Dinge nicht möglich ist. Ein direktes Konkurrenzverhältnis ist insofern gar nicht gegeben.

Abhängigkeit

Und das wird sich auch auf Sicht kaum ändern: Android Wear ist so aufgebaut, dass es stark von den Benachrichtigungen von Android 4.3 abhängig ist. Solange Apple nicht die Schnittstellen für die Kommunikation zwischen iPhone und Apple Watch öffnet, wäre eine Google-Smartwatch im Apple-Ökosystem schon vom Start weg stark benachteiligt. Insofern erscheint es unwahrscheinlich, dass sich Google auf solch ein Abenteuer einlassen will. Zumal der Softwarehersteller bislang betont, dass Android Wear ausschließlich für Android-Smartphones gedacht ist. Umgekehrt zeigt die Erfahrung, dass Apple kaum Interesse daran hat, andere Plattformen zu unterstützen, also wird die Apple Watch wohl auch in Zukunft nur mit dem iPhone zusammenarbeiten.

Lock-In

Allerdings haben die Smartwatches - so sie sich denn als Verkaufserfolg erweisen - aber einen anderen Effekt: Sie erhöhen den Lock-In-Faktor auf die jeweilige Plattform. Wer neben zahlreichen gekauften Apps jetzt auch noch eine Smartwatch hat, die nicht mit dem jeweils anderen System zusammenarbeitet, wird sich lange überlegen, ob er tatsächlich aus der Google- in die Apple-Welt wechseln will - oder umgekehrt.

Exkurs: Samsung

All dies verdeutlicht übrigens auch, wie schwer es Samsung - all den Marketing-Milliarden zum Trotz - mit seinem eigenen Smartwatch-System Tizen haben dürfte. Denn einerseits hofft Samsung natürlich, selbst einen Lock-in zu erzeugen, und unterstützt entsprechend nur ausgewählte Smartphones aus eigener Fertigung. Umgekehrt ist den Konsumenten natürlich klar, dass sie sich mit dem Kauf einer Samsung-Tizen-Smartwatch fix an die Smartphones desselben Herstellers binden. Eine Bindung, die sie bei der Nutzung von Android-Wear-Smartwatches nicht eingehen, die mit allen Smartphones ab Android 4.3 zusammenarbeiten - unabhängig vom Hersteller. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 10.9.2014)