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Pierre Moscovici soll Wirtschafts- und Währungskommissar werden.

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Jean-Claude Juncker: erste Kritik von den Regierungen.

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Spannung bis zur letzten Minute: Das versprach ein Mitarbeiter des Übergangsteams von Jean-Claude Juncker für die Zusammensetzung der neuen EU-Kommission. Der Präsident soll am Mittwoch um 12 Uhr in einer Pressekonferenz bekanntgeben, wie seine Mannschaft aufgestellt werde - aber hundertprozentig sicher war selbst das am Dienstag immer noch nicht: "Es wird Überraschungen geben." Juncker arbeite "Tag und Nacht" an der Ressortverteilung, so eine Sprecherin offiziell.

Warum das so kompliziert ist, wo doch die Kandidaten aus den Mitgliedsländern bereits seit vergangenem Freitag feststehen und vom EU-Rat inzwischen auch bestätigt sind, liegt an der Unzufriedenheit, die einige Regierungen mit den ihren Vertretern zugeteilten Zuständigkeiten zum Ausdruck gebracht haben. Ganz oben auf der Liste der Beschwerden bei Juncker steht Deutschland. Der von Kanzlerin Angela Merkel erneut nach Brüssel entsandte Günther Oettinger sollte als neuer Digitalkommissar Neelie Kroes beerben.

Überschneidung bei Ansprüchen

Damit war der bisherige Energiekommissar, der gerade die Krisengespräche über den Gassektor führt, aber nicht zufrieden. Nun wurde überlegt, seine künftigen Kompetenzen noch etwas aufzuwerten. Neuer Energiekommissar könnte der Brite Jonathan Hill werden. Sicher schien dass der französische Ex-Finanzminister Pierre Moscovici doch noch Wirtschafts- und Währungskommissar wird.

Um die konservative Fraktion im EU-Parlament und die Hartwährungsländer in ihrer Kritik am Franzosen zu beruhigen, dürfte er einen sparsamen Vizepräsidenten aus dem Norden als "Aufpasser" vorgesetzt bekommen.

Die parteipolitische Verteilung ist unter Juncker anders als bei seinem Vorgänger José Manuel Barroso: Es gibt 14 statt 13 christdemokratische, acht statt sechs sozialdemokratische und fünf statt acht liberale Kommissare - plus einen Konservativen. Was das politische Vorleben der Kommissare betrifft, wird das Juncker-Team eines der bisher stärksten sein: Fünf frühere Regierungschefs, vier Vizepremiers, drei ehemalige Außenminister, ein ehemaliger Finanzminister sind dabei. Nur fünf EU-Kommissare hatten nie ein Ministeramt inne.

Die Zahl der weiblichen Kommissare wird mit neun gleich bleiben wie bisher. Dafür sinkt der Altersdurchschnitt: von derzeit 53,7 Jahre auf 51,3 Jahre. Die jüngste Kommissarin ist mit 41 die neue Außenbeauftragte und Vizepräsidentin Federica Mogherini aus Italien. Der Älteste ist der Spanier Miguel Arias Cañete mit 64. (Thomas Mayer aus Brüssel, DER STANDARD, 10.9.2014)