Wien - Am 24. und 25. September wird der Prozess fortgesetzt, den Matthias Hartmann gegen das Burgtheater angestrengt hat. Hartmann, im Frühjahr gefeuert, will die Fortzahlung seiner Gage bis 2019 (rund zwei Millionen Euro) erstreiten, weil er seine Entlassung für nicht rechtens erachtet.

Richterin Kristina Heissenberger gedenkt, im Hauptverfahren nahezu alle involvierten Personen zu vernehmen: Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ), dessen für die Bundestheater zuständigen Sektionschef Michael Franz und den juristischen Berater Thomas Angermair, Georg Springer, der im Juni als Geschäftsführer der Holding zurückgetreten ist, sowie dessen Stellvertreter Othmar Stoss, Exdirektor Hartmann und dessen Berater, den ehemaligen Kunstminister Rudolf Scholten.

Man könne nicht ernsthaft erwarten, dass Hartmann seine Klage zurückzieht, sagten dessen Anwälte Georg Schima und Katharina Körber-Risak bei einem Pressegespräch am Dienstag: Er sei "mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt" worden - und wehre sich nun. Dass Karin Bergmann, die interimistische Direktorin, mit hineingezogen werde, habe rein juristische Gründe. Denn sie wurde von Ostermayer bestellt, obwohl sie nach eigenem Bekunden keine Bilanzen hätte lesen können; man könne Hartmann daher nicht vorwerfen, die finanzielle Situation der GmbH bzw. die sonderbaren Geschäfte der damaligen, ebenfalls gefeuerten kaufmännischen Direktorin Silvia Stantejsky nicht durchschaut zu haben.

Hartmann habe sich zumindest um Transparenz bemüht: Er bat im Jahr 2011 Peter F. Raddatz, derzeit kaufmännischer Geschäftsführer des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg, sich mit der Gebarung auseinanderzusetzen. Dessen Recherchen gestalteten sich, wie der E-Mail-Verkehr beweist, als schwierig. Denn klare Aussagen gab es so gut wie nicht - auch nicht von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers.

PwC tolerierte, wie berichtet, dass Produktionen auf fünf Jahre abgeschrieben wurden; dadurch konnte sich die Burg reicher rechnen, als sie war. Raddatz informierte Hartmann, dass er die zuständige Angestellte bei PwC um Informationen bat. Hartmann ist neugierig - und fragt Raddatz: "Und was hat dir die Dame geantwortet? Oder sind alle so dermaßen in Aufregung geraten, dass sie dir jetzt ein riesiges Verschleierungsprogramm anbieten wollen?" Um noch mehr zu entschleiern, hören Schima und Körber-Risak gegenwärtig die Mitschnitte der Aufsichtsratssitzungen ab. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 10.9.2014)