Maria Lassnig: "Zwei Maler, drei Leinwände" (1986) - seit 1994 in der Sammlung Essl - soll rund 150.000 bis 230.000 Euro bringen.

Gerhard Richter, "Netz" (1985): 1994 hatte Karlheinz Essl das Gemälde für 199.500 Pfund erworben. Den aktuellen Marktwert beziffert Christie’s mit 7 bis 10 Millionen Pfund bzw. umgerechnet rund 8,82-12,6 Millionen Euro.

foto: Christie’s

Georg Baselitz, "Meine neue Mütze" (2003): Mit Kettensäge, Beil und Stecheisen schuf der Bildhauer Baselitz 2003 dieses Selbstporträt. Im Jänner 2005 erwarb es Essl für einen unbekannten Betrag bei Gagosian Gallery (New York), nun soll die Skulptur bis zu 2,52 Millionen Euro bringen.

Foto: christie's

London/Wien - Gemessen am ursprünglich über die Medien lancierten Marktwert von 250 Millionen Euro wäre der Ankauf der Sammlung Essl seitens der Republik zum Buchwert von 86 Millionen ein Schnäppchen gewesen. Einerlei, alles Geschichte. Dass der Wert der über Jahrzehnte erworbenen 4900 Kunstwerke in Summe höher sein müsse als die teilweise vor 20 Jahren von Karlheinz Essl bezahlten Kaufpreise, lag auf der Hand.

Noch bevor die Auktionshäuser Christie's und Sotheby's Anfang Mai mit der Begutachtung der internationalen Tranche begonnen hatten, war klar, der Wert dieser 1700 Kunstwerke würde jenen der 3200 österreichischer Künstler übersteigen: Wie berichtet (7. Juni, Sammlung Essl wird verkauft) liegt dieser bei mehr als 100 Millionen, genauer: eher bei 120 Millionen Euro.

Christie's traf Auswahl

Wie bereits bekanntwurde, lässt die SE-Sammlungs GmbH (Hans Peter Haselsteiner 60 Prozent, Karlheinz Essl 40 Prozent) zur Rekapitalisierung der Rettung bei Christie's in London einen Werkblock von 44 Meisterwerken versteigern.

Dem Standard exklusiv vorliegenden Informationen nach sollen diese gemäß dem oberen Schätzwert bis zu 75 Millionen Euro einspielen. Ob Christie's - unabhängig vom Auktionsverlauf am 13. Oktober - vorab eine Garantie erteilte? Ja, bestätigt Jussi Pylkkänen, Präsident und Chairman für Europa, den Mittleren Osten, Russland und Indien, im Gespräch. In welcher Höhe, will er nicht kommentieren. In der Regel liegt die Verkäufern zugesicherte Summe zumindest beim unteren Schätzwert, im aktuellen Fall also bei wenigstens 50 Millionen Euro.

An der Spitze der als "Essl: 44 Works" vermarkteten Kollektion stehen deutsche Zeitgenossen. Bei Gerhard Richter trennt sich Essl von zwei Gemälden (drei verbleiben in der Sammlung): Einerseits Wolken (6,3-8,8 Millionen Euro), 1997 für 552.500 Dollar bei Christie's ersteigert, andererseits Netz (8,8-12,6 Millionen Euro), für das er Sotheby's 1994 199.500 Pfund bewilligt hatte.

Von Sigmar Polke kommt - zeitgerecht zur Retrospektive in der Tate Modern (9. 10. - 15. 2. 2015) - mit fünf Werken die bisher größte Gruppe überhaupt auf den Markt. Dazu gehört Für den Dritten Stand bleiben nur noch die Krümel: 2003 hatte es Essl für 402.000 Euro bei Christie's erworben, nun könnte es um die vier Millionen bringen.

Ursprünglich, erklärt Jussi Pylkkänen, hätte die von Christie's getroffene Auswahl nur 42 Positionen umfasst, sie wurde auf expliziten Wunsch von Karlheinz Essl um zwei österreichische Werke ergänzt: Eine Arbeit auf Papier von Friedensreich Hundertwasser (Der Siebente Bezirk) sowie Maria Lassnigs Gemälde Zwei Maler, drei Leinwände, das, entgegen dem vorläufigen Rekord von 292.000 Euro (Mit einem Tiger schlafen, im Kinsky 2007), mit einer moderaten Taxe von umgerechnet 150.000 bis 227.000 Euro an den Start geht. (Olga Kronsteiner, DER STANDARD, 9.9.2014)