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Derzeit tappen die meisten Volksbanker noch im Dunkeln, wenn es um die Zukunft des Sektors geht. Im Hintergrund laufen erste Gespräche über ein Andocken der Genossenschaftsbanken an andere Institute.

Foto: Reuters/Heinz-Peter Bader

Wien - Harte Zeiten für Volksbanken-Funktionäre: Derzeit wird fieberhaft nach einer Lösung gesucht, mit der ein Durchfallen beim zu Ende gehenden Stresstest der Europäischen Zentralbank abgefedert werden soll. Wie berichtet soll noch vor Veröffentlichung der Resultate Mitte Oktober mit einer neuen Struktur gegengesteuert werden. Die Aufseher sollen ja auf eine Kapitallücke von 600 bis 800 Mio. Euro kommen.

Nun wird offenbar wieder die US-Investmentbank Lazard ins Rennen geschickt. Sie soll bei heimischen Großbanken sondiert und Kooperationen und Verschränkungen thematisiert haben, berichten Banker. Von mehreren Seiten wird bestätigt, es gehe nunmehr um Modelle, mit denen der Volksbankensektor integriert werden könne. In einer lockeren Anbindungsvariante würden nur die zentralen Dienstleistungen wie Liquiditätsmanagement, syndizierte Kredite oder Zahlungsverkehr vom derzeitigen Spitzeninstitut ÖVAG bei einem anderen Sektor angedockt. Die ohnehin auf Abbau ausgerichtete Österreichische Volksbanken AG würde dann rasch abgewickelt.

Zusammenlegung

Am Ende des Weges könnte dann eine Zusammenlegung der Volksbanken mit anderen Sektoren oder Instituten stehen. An erster Stelle genannt wird Raiffeisen, allerdings haben die Giebelkreuzler mit internen Aufgaben derzeit alle Hände voll zu tun. Kolportiert wird, dass die Bank Austria einer Verbindung mit den Volksbanken nicht ganz abgeneigt sei. Die Sparkassen sollen dagegen kein Interesse haben. Offiziell gibt es keinerlei Kommentar dazu. Volksbanken-Präsident, Ex-ÖVP-Mandatar Heribert Donnerbauer, äußert sich weder zu den Aktivitäten von Lazard, noch zur kolportierten Kapitallücke, noch zu potenziellen Allianzen.

Die Überlegungen hätten ohnehin mindestens einen Schwachpunkt, wie ein Involvierter betont. Sie könnten zwar zur Bereinigung der Finanzwirtschaft beitragen, würden den akuten Kapitalbedarf aber nicht reduzieren. Hier wird in der Bankenszene weiterhin ein Beitrag der Volksbanken erwartet, notfalls in Form einer Stärkung durch die Genossenschafter. Dann wäre möglicherweise auch die Republik, die seit 2012 43 Prozent an der ÖVAG hält, zu einer neuerlichen Hilfe bereit.

Sektorbereinigung

Alternativ dazu könnten auch faule Kredite und andere problematische Assets in die Hypo-Bad-Bank überführt werden, wodurch sich die Kapitalquote verbessern würde. Allerdings weisen hier Experten auf ihrer Ansicht nach erhebliche Probleme mit der EU-Wettbewerbsbehörde hin, die eine dritte Hilfe für die Volksbanken nicht so einfach schlucken würde.

Zweiter Knackpunkt: Selbst wenn Volksbanken-Spitzen eine Allianz mit anderen Sektoren befürworteten, müssten entsprechende Entscheidungen durch zahlreiche Gremien der Primärstufe. Hier sei mit erheblichem Widerstand zu rechnen, geben Insider zu bedenken. Deshalb gibt es Überlegungen, erst die Struktur im Sektor zu bereinigen, eine entscheidungsfähige Organisation aufzubauen und erst danach auf Brautschau zu gehen (as, DER STANDARD, 9.9.2014)