Der Wiener Staatsanwalt Hans-Peter Kronawetter wurde kürzlich an dieser Stelle kritisch erwähnt, weil er nicht verhindert hat, dass die Daten von zwei Bürgern, die die Neonazi-Website Alpen-Donau.info angezeigt hatten, nicht geschwärzt wurden und so mit der Aufforderung, "Fanpost" zu schreiben, auf ebendieser Website landeten. Das war unrichtig: Der mangelnde Informantenschutz gegenüber gefährlichen Neonazis ist nicht Kronawetter, sondern dem Gericht anzulasten (die Kritik wegen zwei anderer Fälle, einer - wackligen - Anklage gegen einen Demonstranten gegen den rechten "Akademikerball" und mangelnder Verfolgungsarbeit im Fall Rumpold/Eurofighter bleibt aufrecht).

Nun ist Kronawetter Ankläger im Fall eines massiven tätlichen Angriffs auf ein türkisches Vereinslokal im Ernst-Kirchweger-Haus in Wien durch eine Horde von Fußballfans, die sich "Die Unsterblichen" nennen und laut Zeugenaussagen Nazi-Parolen brüllten und den Hitler-Gruß zeigten. Die Vertreter der Angegriffenen, einer kommunistischen Gewerkschaft und einer NGO namens "Offensive gegen Rechts", beklagen, dass Kronawetter die Sache "wie eine Wirtshausrauferei" behandle und nicht wegen Wiederbetätigung angeklagt habe. Überdies seien zwei der Überfallenen, die sich gewehrt hatten, mitangeklagt ...

Auf jeden Fall ein Prozess, den man genau verfolgen muss. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 9.9.2014)