Bürgermeister Michael Häupl hat gesprochen: Er will Maximilian Krauss nicht als Vizepräsidenten des Wiener Stadtschulrats. Betrachtet man die Aussagen der 21-jährigen FPÖ-Nachwuchshoffnung (Forderung nach "Ausländerklassen", Bezeichnung Häupls als "Türkenbürgermeister", Forderung chemischer Kastration von Kinderschändern), so stellt sich die Frage, warum der Stadtchef so lange für die rote Karte gegen den Blauen gebraucht hat.

Die FPÖ hatte nun zwei Möglichkeiten: Sie hätte die Entscheidung von Häupl zur Kenntnis nehmen können und per Casting einen fähigeren Kandidaten als Krauss für das Amt suchen können. Sie hat sich - auf den Wien-Wahlkampf schielend - für den Konfrontationskurs entschieden. Dieser könnte aber zum Bumerang für Strache werden.

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat sich persönlich für Krauss eingesetzt und dessen Aussagen weder kritisiert noch zurückgewiesen. Das Problem: Damit empfiehlt er sich und seine Partei, die bundesweit in Umfragen schon auf dem ersten Platz liegt, nicht für die Regierung. Wenn er rassistische Sager verteidigt, dann zieht er im sehr sensiblen schulischen Bereich hetzerische Rhetorik einer inhaltlichen Auseinandersetzung vor. Er stellt Postenbesetzung vor Problemlösung. Staatsmännisch ist anders. (Rainer Schüller, derStandard.at, 8.9.2014)