Dass sein jüngster Film nach der Premiere wohlwollend aufgenommen wurde, freute Roy Andersson natürlich. Aber, so bekannte er freimütig: Ein Preis wäre noch besser! Und so kam es am Ende auch, und der Schwede konnte bei den Filmfestspielen in Venedig die Goldtrophäe entgegennehmen.

Geboren wurde Roy Andersson im März 1943 in Göteborg. Er schloss an der Universität von Lund zunächst ein Literaturstudium ab - mit einer Arbeit über expressionistisches Theater. Danach wurde er in die neu gegründete Filmakademie aufgenommen. Sein erster Spielfilm "Eine schwedische Liebesgeschichte" (1969), die lyrische Studie einer ersten Teenagerliebe vor dem Hintergrund familiärer und gesellschaftlicher Einschränkungen, wurde bei der Berlinale prompt mit Preisen überhäuft und fand international große Resonanz.

Querfinanzierung durch Werbespots

Auch Anderssons zweiter Kinofilm, "Giliap" (1976), wurde in Cannes in der "Quinzaine des réalisateurs" vorgestellt. Er entwickelte sich aber zu einem fatalen kommerziellen Misserfolg. In der Not nahm Andersson einen Auftrag für einen Werbespot an - daraus wurde eine Jahrzehnte währende Form der Querfinanzierung. Mit den Erträgen des Werbegeschäfts baute er in Stockholm seine Produktionsfirma Studio 24 auf.

Auch bei den Auftragswerken konnte er seine ästhetischen und inhaltlichen Vorlieben einbringen und weiterentwickeln: So arbeitete der Laurel-und-Hardy-Fan etwa wiederholt für einen großen Versicherer - und verpasste der alltäglichen Gefährdung des Menschen durch die Schwerkraft eine Slapstick-Note.

Acht Werbelöwen aus Cannes

Sein Wirken für die Kreativindustrie wurde wiederum in Cannes mit insgesamt acht Goldenen Werbelöwen belohnt. Aber auch Kurzfilme wie "Something Happened" (1987) oder "World of Glory" (1991) wurden in diesen Jahren preisgekrönt. 1996 nahm Andersson dann die Arbeit am vier Jahre später fertiggestellten "Songs from the Second Floor" auf, dem ersten Teil jener Trilogie, die "A Pigeon Sat on a Branch Reflecting on Existence" nun beschließt.

Der detailversessene Andersson hat auch an diesem Film bereits vor mehreren Jahren zu arbeiten begonnen, die Sets der 39 Szenen sind allesamt nach seinen Entwürfen im Studio gebaut. Diese Szenen werden in einem Durchlauf gedreht - das braucht dann bis zu 87 Takes. Nicht nur deshalb begrüßt der freundlich-verschmitzte Schwede die Möglichkeit des digitalen Filmemachens. (Isabella Reicher, DER STANDARD, 8.9.2014)