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Auch heuer verhandeln Stahlerzeuger und Maschinenbauer getrennt über einen neuen Kollektivvertrag. Herauskommen soll aus Sicht der Gewerkschafter tunlichst die gleiche Erhöhung.

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Metaller-Abschlüsse seit 2007.

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Wien - Noch 19 Tage bis zum Beginn der Herbstlohnrunde, die traditionell von den Metallern eröffnet wird. Den Anfang macht nach der Forderungsübergabe am 25. September der größte Fachverband des Sektors, die Maschinen-/Metallindustrie (FMMI), der noch am selben Tag die erste Verhandlungsrunde festgesetzt hat. Wiewohl vor dem Start traditionell weder Arbeitnehmer noch Arbeitgeber Forderungen publizieren, macht Metallgewerkschaftschef Rainer Wimmer (Produktionsgewerkschaft Proge) kein Geheimnis aus der Marschrichtung: "Es muss schon ordentlich scheppern im Geldbörsel."

Mit einer Nettoforderung wie die Eisenbahner vor zwei Monaten wollen die Metallgewerkschafter trotz lauten Rufs nach Steuerreform und Lohnsteuersenkung dennoch nicht operieren. "Wenn ich zweieinhalb Prozent netto fordere, brauche ich fünf Prozent Steigerung. Das wäre Unfug", heißt es auch im Verhandlungsteam. Wimmer gibt sich bedeckt, aber entschlossen: "Wir brauchen eine ordentliche Lohnerhöhung, sonst fehlt es den Leuten im Konsum. Essen, Lebenshaltung, Mieten - die Mittel des täglichen Lebens sind schließlich auch mit kleinen Einkommen zu bestreiten."

"Wo sehen Sie eine Konjunktur?"

Die Karten für das traditionell angelegte Pokerspiel sind freilich gemischt. Bereits im Vorjahr stagnierte der Produktionswert der Metallwarenindustrie bei 34,5 Milliarden Euro, im ersten Halbjahr 2014 setzte sich der Abwärtstrend fort. Mittlerweile lahmt die Konjunktur ganz offiziell, nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa. Aufträge kämen nur schleppend herein, seien kleiner mit kürzeren Laufzeiten, was zu geringerer Auslastungsdauer führe, schildert ein Industrie-Funktionär, der nicht genannt werden will, das schwer kalkulier- und prognostizierbare Szenario.

"Konjunktur? Wo sehen Sie eine Konjunktur?" Die Auslandsnachfrage sei auch schwach, auch Wechselkurse hätten sich verschlechtert, zum Beispiel das Japan-Geschäft belastet. "Und über all dem hängen die Russland-Sanktionen", deren Auswirkungen nicht abschätzbar seien. Offiziell Stellung nehmen wollte seitens des Fachverbands Maschinen/Metall niemand, Obmann Christian Knill war nicht erreichbar.

Kreditklemme

Investitionen in großen Stil sind vor diesem Hintergrund nicht zu erwarten. Als wäre das Umfeld nicht schwierig genug, kommen jetzt auch noch Probleme mit Finanzierungen hinzu. Zwar sind Kredite aufgrund des Zinsniveaus vergleichsweise billig, die Banken verlangen allerdings mehr Sicherheiten, Stichwort Kreditklemme. Dynamik gebe es in der Sachgüterindustrie ausschließlich bei der Produktivität, allerdings nicht nach oben. Denn bis Jahresanfang war die Beschäftigung stabil geblieben, was die Lohnstückkosten steigen ließ, weil ja die Konjunktur "mau" und die Produktion leicht rückläufig war.

Gegenüber Deutschland, dem wichtigsten Handelspartner Österreichs, haben sich die Lohnstückkosten in Österreich leicht verbessert, sagt der Arbeitsmarktexperte des Wifo, Thomas Leoni, gegenüber den anderen Partnern im Euroraum allerdings verschlechtert. Wobei dies einen bitteren Beigeschmack habe, denn die Produktivitätssprünge in Krisenländern wie Italien seien vor allem auf den Schrumpfkurs dieser Volkswirtschaften zurückzuführen, betont Leoni. Insgesamt sei die Produktivitätssteigerung in Österreich in der letzten Dekade beträchtlich, sie betrage gut 30 Prozent.

Weniger Arbeitszeit

So schlecht, wie sie pro Erwerbstätigen aussieht, ist die Reallohnentwicklung in Österreich übrigens nicht: Der Abbau von Zeitguthaben, Überstunden und Urlauben bremste die Talfahrt, je Stunde ist sie leicht gestiegen. Denn die durchschnittliche Arbeitszeit ist seit der Krise gesunken.

Einig sind die Verhandler immerhin in Sachen Arbeitszeit. Aber nicht, weil der Dauerkonflikt gelöst und neue Modelle fixiert wurden. Im Gegenteil: Man sei in den Gesprächen über Zeitkonten, Gleitzeit (mit längeren Arbeitszeiten in Spitzenzeiten) und vor allem längere Durchrechnungszeiten für Überstunden bis Juni nicht fertig geworden, wolle eine Neuregelung aber nicht mit der Lohnrunde junktimieren, sagt ein mit der Materie vertrauter Arbeitgebervertreter. Die Gespräche sollen nach dem Lohnabschluss wiederaufgenommen werden, so der Pakt im Juli. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 6.9.2014)