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Inhaftierte Al-Jazeera-Journalisten: Mohamed Fahmy, Peter Greste und Baher Mohamed.

Foto: AP/Ahmed Abd El Latif, Hamada Elrasam

Mostefa Souag von Al Jazeera.

Foto: Al Jazeera

Wien - Seit acht Monaten sitzen drei Journalisten des arabischen Nachrichtensenders Al Jazeera in einem Gefängnis in Kairo. Im Juni wurden sie zu drei bis sieben Jahren Haftstrafe verurteilt. Der Richter befand, die Journalisten Peter Greste, Mohamed Fahmi und Baher Mohamed hätten falsche Nachrichten verbreitet und die Muslimbrüder unterstützt.

"Wir haben gegen das Urteil berufen", sagt Mostefa Souag, operativer Generaldirektor von Al Jazeera Media Network. "Jetzt warten wir, was passiert." Über den psychischen und physischen Zustand der Inhaftierten sagt Souag: "Es geht ihnen schlecht. Im schlimmsten Fall müssen sie für eine lange Zeit im Gefängnis bleiben. Aber ihre Moral ist hoch, und sie glauben daran, dass ihre Unschuld zu einem gerechten Urteil führen wird."

Schikanen im arabischen Raum

Souag tourt durch die westliche Welt. Er trifft Journalisten und NGOs, berichtet von Schikanen, denen Medienarbeiter im arabischen Raum ausgesetzt sind. Am Mittwoch traf ihn der STANDARD in Wien. Besonders in Ägypten sei die Situation kritisch, sagt Souag.

67 Journalisten sind gegenwärtig inhaftiert, andere würden tätlich angegriffen, kritische Medien von der Regierung geschlossen. Mehr als zehn Medienarbeiter seien in Ausübung ihres Berufes getötet worden, sagt Souag.

Der Manager arbeitete bei BBC World, war Berater von Scheich Hamad bin Thamer Al Thani und bekleidete verschiedene Positionen bei Al Jazeera.

Der Schuldspruch in Kairo empörte weltweit. Manche sahen eine gezielte Kampagne gegen Al Jazeera. Souag stimmt nur teilweise zu: "Es ist eine Kampagne gegen die Pressefreiheit und gegen jeden, der eine andere Meinung hat."

Kritische Töne gegen Al Jazeera

Zuletzt mehrte sich die Kritik an dem Sender. Al Jazeera sympathisiere mit der Muslimbrüderschaft, heißt es. Souag weist dies zurück: "Al Jazeera sympathisiert mit niemandem. Wir sind Medienmenschen, wir berichten." Dem gestürzten Regime kann er dann aber doch Gutes abgewinnen: "Als in Ägypten die Muslimbrüder an der Macht waren, ging es den Medien gut. Es gab keine Unterdrückung." Souag weist mehrfach auf die politische Unabhängigkeit des Senders hin, ökonomisch gibt es allerdings klare Verhältnisse: Al Jazeera ist Eigentum des katarischen Scheichs Al Thani. Der Wüstenstaat steht im Verdacht, die terroristische IS zu finanzieren. Souag: "Wir arbeiten völlig unabhängig von der Regierung in Katar."

Ursprung im Gaza-Konflikt

Politisch bezieht Souag schließlich doch Stellung. "Diese letzte Kampagne gegen Katar hat ihren Ursprung im Gaza-Konflikt", sagt er. Katar unterstütze Palästina, weil es "unrechtmäßig besetzt ist. Daran ist nichts Falsches. Was Israel macht, ist illegal." Die eine Kampagne gegen Katar und gegen Al Jazeera gebe es, "weil wir über die Zerstörung durch die Israelis berichten. In der Folge erschienen Artikel, die fast immer von denselben Personen geschrieben werden mit immer den gleichen Beispielen. Das ist offensichtlich Teil der israelischen Lobby."

Und die Korruptionsvorwürfe in Katar bei der Vergabe der Fußball-WM 2022? Souag: "Bis jetzt gibt es keinen einzigen Beweis." Alle Anstrengungen würden gesetzt, um ein "fantastisches Event" zu garantieren. Al Jazeera werde berichten. (Doris Priesching, DER STANDARD, 5.9.2014)