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Den Nachwuchs qualitätvoll betreut wissen und das noch unmittelbar beim Arbeitsplatz: Ein Asset.

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Judit Havasi, stellvertretende Generaldirektorin Wiener Städtische Versicherung

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Eine gute und breit ausgebaute Kinderbetreuung hat Mobilisierungseffekte auf Karrieren – insbesondere auf jene von Frauen. Nicht überaschend also, dass immer mehr Unternehmen sich dazu entschließen, das öffentliche Angebot an Kinderbetreuungseinrichtungen mit eigenen Angeboten im Sinne der Familienfreundlichkeit zu ergänzen: das Spektrum reicht von Betriebskindergärten bis hin zu flexibler nutzbaren Angeboten wie den Einsatz der "Flying Nannys“ oder Partnerschaften mit Vereinen wie den Kinderfreunden.

Zunehmend wird darüber nachgedacht, Umfelder zu schaffen, die das Modell der Vereinbarkeit aus der grauen Theorie holen. Nicht zuletzt da zahlreiche Studien den positiven betriebswirtschaftlichen Effekt von Kinderbetreuungsangeboten belegen – ab dem Krippenalter oder später während der Schulzeit über die Sommerferien: Familienfreundlichkeit senkt die Mitarbeiterfluktuation und damit auch Kosten für die Rekrutierung neuer Mitarbeiter. Auch sind geringere Fehlzeiten sowie eine höhere Rückkehrquote nach der Karenz sind positive Folgen.

In 40 Jahren von 9 auf 116

In ihrem Unternehmen liege die Rückkehrquote bei über 90 Prozent, sagt Judit Havasi, Generaldirektor-Stellvertreterin der Wiener Städtische Versicherung. Ihre beiden Söhne sind im hauseigenen Betriebskindergarten/Hort untergebracht.

Das sei wichtig die Kinder gut aufgehoben zu wissen, um einen guten Job machen zu können. Das sei für jede berufstätige Mutter gleichermaßen wichtig, da ist sie sicher. Seit 2009 ist die gebürtige Ungarin im Vorstand der Wiener Städtische Versicherung, seit 2013 in ihrer jetzigen Funktion. Ein "Schwarz-Weiß“ im Sinne von entweder Beruf oder Familie kam ihr nie in den Sinn. Sie lebt das Sowohl-als-Auch, sagt sie. Aber: "Dafür müssen die Rahmenbedingungen passen“, so Havasi. Es müssten individuelle Bedürfnisse in passende Pakete geschnürt, der Informationsfluss in Gang gehalten werden. Nicht zuletzt sei da die betriebseigene Kinderbetreuung von Vorteil.

In diesem Monat feiert eben dieser 40-jähriges Jubiliäum. Seine Gründung im Jahr 1974 geht auf die Initiative einiger „engagierter Betriebsrätinnen“ zurück und startete trotz Skepsis der damals noch durch und durch männlichen Führung – so heißt es jedenfalls aus dem Unternehmen – mit der Betreuung von neun Mitarbeiterkindern als erster Betriebskindergarten mit Krabbelstube. Heute zählt die Einrichtung 116 Kinder – in vier Gruppen, von der Kinderstube bis zum Hort. Im Jahr 2013 betrugen die Ausgaben für diese Einrichtung laut Angaben der Wiener Städtische rund 160.000 Euro.

Verhandeln mit Kind

Ob sie sich als Vorbild sehe, möchte Havasi nicht so recht beantworten: "Das müssen Sie andere fragen. Aber vielleicht kann ich die eine oder andere Kollegin oder den einen oder anderen Kollegen motivieren im Sinne von ‚wenn das die Havasi kann, dann kann ich das auch‘.“ Weil Eltern wissen: Der eigentlich schwierige Teil des Alltags beginnt nach dem Job. „Jede Verhandlung oder Diskussion, die sie mit erwachsenen Menschen führen, ist einfacher als jene mit Kindern.“ (DER STANDARD, 06./07.09.2014, haa)