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Firma statt Freizeit: Bei Bloomberg gilt Gründer Mike Bloomberg als ein Gott.

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Der Finanzdienstleister Bloomberg in Manhattan gilt in der Branche als eine Art Universum.

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Washington - Wie es begann, dazu sind ganze Buchkapitel erschienen. Im Streit von Salomon Brothers geschieden, der Maklerfirma, für die er 13 Jahre gearbeitet hatte, entwickelte Michael Bloomberg ein System, das Finanzinformationen schneller und umfassender lieferte, als man es bis dahin kannte. Früher als andere erkannte er, wie der Computer die Börsenbranche umkrempeln würde. Heute bedient seine Firma 321.000 Kunden in aller Welt. Und der Gründer, 72 Jahre alt, übernimmt erneut die Tagesgeschäfte, obwohl er noch im Jänner angekündigt hatte, das Geschehen gelassen aus der Distanz verfolgen zu wollen.

Nur wenige Stunden am Tag gedachte Bloomberg in seinem Büro bei Bloomberg L.P. in Manhattan zu sitzen. Der Seniorchef in der Beraterrolle, dies sollte das Modell sein, nachdem ihn der Linksdemokrat Bill de Blasio abgelöst hatte am Schreibtisch des New Yorker Bürgermeisters. In der öffentlichen Wahrnehmung war er ohnehin längst vom Geschäftsmann zum Politiker mutiert. Zweimal in Folge, 2008 und 2012, brachten ihn Anhänger als Bewerber fürs Oval Office ins Spiel, als unabhängigen Kandidaten der Mitte, der den Graben zwischen Demokraten und Republikanern überbrücken würde.

Daraus wurde nichts, doch an der Spitze der Bewegung für strengere Waffenkontrollen schärfte der ideologiefreie Pragmatiker sein Profil auch so, das Profil eines urbanen, aufgeschlossenen Machers, der Amerika von Irrwegen abbringen und auf den Pfad der Vernunft zurückführen wollte.

Außerdem war da noch die Rolle des Philanthropen, des Mäzens in der Spitzenliga eines Warren Buffett oder Bill Gates. Der schwerreiche Rentner, orakelte das Feuilleton, würde die meiste Zeit damit verbringen, sein 33-Milliarden-Dollar-Vermögen für noble Zwecke einzusetzen.

Dass es anders kam, hat wohl mit der Rastlosigkeit des drahtigen Mannes zu tun. Inzwischen verbringt Bloomberg wieder sechs bis sieben Stunden pro Tag in seinem Office.

Daniel Doctoroff, der das Unternehmen seit 2008 als Chief Executive geleitet und es halbwegs unbeschadet durchs schwere Fahrwasser der Finanzkrise gesteuert hatte, sieht sich ins zweite Glied gedrängt und nimmt prompt seinen Hut. Einst Bloombergs Stellvertreter im Rathaus, erwies sich Doctoroff als erfolgreicher Manager: Unter seiner Regie stiegen die Jahreseinnahmen von 5,4 Milliarden auf knapp neun Milliarden Dollar. "Aber Mike ist eine Art Gott für diese Firma", hinterließ er der New York Times zum Abschied eine kleine Charakterskizze. "Er hat das Universum geschaffen. Er hat die Zehn Gebote erlassen, dann verschwand er, und nun ist er zurück. Wenn Gott zurückkehrt, müssen Sie verstehen, sind die Dinge eben anders." (Frank Herrmann aus Washington, DER STANDARD, 5.9.2014)