Die Schreckensmeldung kam zu Wochenbeginn: Österreich ist im Ranking des Weltwirtschaftsforums (WEF) bei der Wettbewerbsfähigkeit abgestürzt, von Rang 16 auf Rang 21. Ehe nun Rufe ertönen, wonach die Regierung endlich handeln müsse, damit das Land international noch mithalten kann, empfiehlt sich ein genauerer Blick in das Papier. Dieser zeigt: Das Ranking sagt mehr über das WEF als über die beurteilten Länder aus.

Die Organisation stützt sich in ihrer Bewertung auf verschiedenste Indikatoren. Dass Österreich in der Gesamtbeurteilung hinter Katar und Singapur liegt, ließe sich vielleicht noch argumentieren. Aber dass Katar selbst bei Indikatoren voranliegt, die Qualität und Transparenz von Verwaltung und Gerichten bewerten, ist absurd. Es mag ja in Österreich Probleme geben. Aber Katar, laut der NGO Freedom House eine Diktatur, spielt in einer anderen Liga. Richter (und einen Teil des Parlaments) ernennen und abberufen kann allein der Emir. Wo Gerichte und Behörden waren, als im Zuge der Bauarbeiten für die Fußball-WM 2022 die 44 nepalesischen Arbeiter starben, ist nicht geklärt.

Es gibt weitere obskure Reihungen. Frankreichs Arbeitsmarkt ist nicht der flexibelste. Doch dass das Land bei der Arbeitsmarkteffizienz fast gleichauf mit Saudi-Arabien liegt, ist unerklärlich. Dort können Frauen nicht einmal mit dem Pkw ins Büro fahren, weil es ihnen untersagt ist. Das WEF sollte sein Ranking dringend überarbeiten. (András Szigetvari, DER STANDARD, 4.9.2014)