Im Streit um den Hanf scheint in Österreich schon alles gesagt zu sein. Das Cannabisverbot wird mit internationalen Anti-Drogen-Konventionen begründet sowie mit der - von Suchtexperten entkräfteten - Behauptung, dass Hanf den Einstieg in Richtung härterer Substanzen fördere. Legalisierungsbefürworter kontern mit Hinweisen auf kontraproduktive Schwarzmarkteffekte und die Existenzgefährdung vor allem junger Menschen durch Vorstrafen infolge von harschen Suchtgiftgesetzen.

Bemerkenswert dabei ist, dass sich alle Beteiligten mit einem Blick über den Atlantik schwertun: In den USA kann man derzeit live beobachten, was passiert, wenn Marihuana salonfähig wird: Es wird ein Riesengeschäft - und der Fiskus freut sich. Die Frage, ob hier mit den Gefahren richtig umgegangen wird, die mit jeder Droge, auch mit Cannabis, einhergehen, wird erst die Zukunft beantworten.

Hierzulande ist Profitmachen mit Cannabis nur einer einzigen Stelle erlaubt: der staatsnahen Gesundheitsagentur Ages. Sie baut Hanf für Medikamente an, die Schmerzpatienten von den Krankenkassen verschrieben bekommen. Der in ihnen enthaltene Wirkstoff THC ist über 20-mal teurer als jener in Hanf aus Selbstanbau. An dieser Stelle ist besonderer Zweifel angebracht, ob die heimische Cannabis-Politik noch zeitgemäß ist. Denn wer, außer Pharmakonzernen, kann an dieser Kontingentierung Interesse haben? Das öffentliche Gesundheitswesen sicher nicht. (Irene Brickner, DER STANDARD, 4.9.2014)