Vereint in der Mediaprint: "Krone" und "Kurier".

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Wien - So jahrzehntelang die Gesellschafter von Österreichs größtem Verlagskonzern Mediaprint streiten - da winken alle ab. Nein, so stimme nicht, was Menschen aus der Medienbranche erzählen. Menschen aus einer Organisation, der Interesse an der Krone nachgesagt wurde. Interesse haben viele in Wirtschaft und Politik, auf die eine oder andere Art.

Was erzählen sie? Mehrfach habe die Krone in Sitzungen der Mediaprint-Gesellschafter beantragt, den Kurier einzustellen. Die Anträge gab es nicht, versichern alle Seiten. Aber das Gerücht spinnt einen alten roten Faden weiter: Die Krone wirft dem Kurier vor, er schmälere ihre satten Gewinne, zeitweise gar gegen Null.

Bis zu 60 Millionen sollen die Krone-Macher da in den Raum gestellt haben, erzählt man sich kopfschüttelnd beim Kurier. Dort spricht man lieber davon, dass der Kurier naturgemäß nicht Renditen wie der Auflagenriese Krone einfahren könne. Und davon, dass die Krone nicht verstehen wolle, dass der gemeinsame Verlag Mediaprint stets so gedacht war, dass der Kurier beitrage, Kosten zu decken, nicht aber nennenswerte Gewinne. Bei der Krone spricht man je nach Stufe der Kostenrechnung von ansehnlichen Millionenbeträgen, die der Kurier koste.

Im Geschäftjahr 2011/12 hatte die Mediaprint 2,1 Millionen Euro Jahresüberschuss - bei 452,8 Millionen Euro Umsatz. Operatives Ergebnis: 4,6 Millionen - nach 20 Millionen im Vorjahr und noch je 35 bis 2006. Sieben Millionen Überschuss wies die Mediaprint für 2012/13 aus.

Krone und Kurier halten je 50 Prozent an der Mediaprint. Deren Gewinn wird nach den Kommanditanteilen 70:30 aufgeteilt - 30 Prozent erhält der Kurier, unabhängig von seinem Beitrag dazu.

Ernstfall Auflösung

Noch einen Gewinn garantieren die Verträge: An die zehn Millionen Euro muss die Familie von Krone-Gründer Hans Dichand aus der Krone jährlich bekommen. Werden sie nicht erwirtschaftet, müssen die deutschen 50-Prozent-Gesellschafter des Kleinformats sie beisteuern - die Funke Mediengruppe, die auch knapp 50 Prozent am Kurier hält. Nicht zuletzt deshalb streiten die Krone-Gesellschafter seit Jahrzehnten. Wegen des Aufwands für den Kurier, sagt ein Krone-Mann.

Selbst Christian Konrad räumte zuletzt im Horizont ein, es wäre "noch einiges zu tun, damit der Kurier "im Ernstfall alleine überlebensfähig ist". Konrad vertritt Kurier-Mehrheitseigner Raiffeisen. Der wäre "grundsätzlich" bereit, die Mediaprint aufzulösen. "Aber wir sehen keinen Weg, wie das gehen soll." Wer die Mediaprint verlässt, dessen Anteile kann der andere Partner laut Verträgen zum Buchwert übernehmen. Ein schlechtes Geschäft für den, der geht, so er nicht weit mehr herausverhandelt. Möglich wird eine solche Kündigung übrigens erstmals 2017 - weil die Mediaprintverträge nach der Gründung geändert wurden, verlängerte sich die Frist. "Da muss etwas passieren", sagt einer aus der Krone.

Aber bei der Krone geht vieles etwas langsamer: Hans Dichands gewaltiges Erbe ist offenbar noch immer nicht geregelt. 50 Prozent an der Krone gehören laut Firmenbuch auch heute noch dem im Juni 2010 Verstorbenen. (Harald Fidler, DER STANDARD, 4.9.2014)