Wien - 20 Jahre lang war es fixer Bestandteil seiner Leitartikel, diesen Sommer hat "Falter"-Herausgeber Armin Thurnher auf sein wöchentliches Ceterum Censeo verzichtet. In der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung begründet der Publizist seinen Schritt mit einem "globalen Monopolproblem", vor dem die Mediaprint "zum Lercherl" schrumpfe. "Die digitale Revolution wälzt alles um."

"Im Übrigen bin ich der Meinung, die Mediaprint muss zerschlagen werden", erschien erstmals am 8. August 1994. Durch die Fusion der trend-profil-Gruppe mit der News-Gruppe galt die Aufforderung später dem "Mediamil-Komplex", wie es Thurnher formulierte. "Als ich den Satz vor genau 20 Jahren zum ersten Mal hinschrieb, waren Printmedien noch wichtig. Sie führten die Politik am Nasenring und setzten für ihre Geschäfte gesetzliche Ausnahmeregelungen durch, wie jene für die Kolporteure. Den Markt ließen sie nach ihren Vorstellungen gestalten, ein Kartellrecht wurde nicht angewendet. Und wenn, dann zu ihren Gunsten."

Medienpolitik

Dass er dieses Vorgehen kritisierte, sei damals "ungewöhnlich" gewesen. "Journalismuskritik galt als unsolidarisches Verhalten zwischen Kollegen." Er habe damit "nur meinen Job als Publizist" gemacht und versucht auszusprechen, "was ich sah, und zu kritisieren, was ich nicht gut fand". Kritisch geht Thurnher auch mit der Medienpolitik von damals und heute ins Gericht. Diese habe im Satz einen "harmlosen Anarcho-Witz" gesehen, schreibt er. "Medienpolitik in Österreich: Delinquenten zahlen begeistert für ihre tägliche Hinrichtung."

Die Situation in der zunehmend globalisierten Medienlandschaft sei nun aber eine andere. "Mut braucht es zum Beispiel, den Ressentimentwellen standzuhalten, die einem aus dem Netz entgegenschwappen." Der Einzelne werde wiederum zum "Produkt" für transnationale Konzerne. "Alle geben ihre Daten ab, alle werden zu Produzenten von Aufmerksamkeit und zu Konzerndienstleistern", verweist Thurnher auf Unternehmen wie Google, Twitter oder Amazon. "Diese Konzerne bringen ihre Profite aus jenen Märkten, wo sie sie schöpfen, dorthin, wo niemand mehr Steuern zahlt."

Mediaprint ein "Lecherl"

Treffen würde es am Ende des Tages auch jene Medien, "die dieser Konkurrenz nicht gewachsen sind, weil sie der Aufmerksamkeitsmaschine nicht standhalten". So schrumpfe die Mediaprint im Vergleich zwar "zum Lercherl", was allerdings nicht bedeute, "dass sie nicht zerschlagen gehört", wie Thurnher unterstreicht. Dennoch sei das "medienpolitische Gebot der Stunde" ein anderes: "Publizistische Aufklärung unter digitalen Verhältnissen neu formulieren." (APA, 3.9.2014)