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Die Isolierstation des Kaiser-Franz-Josef-Spitals ist für Ebola-Verdachtsfälle gerüstet. Das Personal bereitete sich mit Übungen auf den Ernstfall vor.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Wien - Rund eine Woche nach ihrer Rückkehr aus Nigeria bekam eine 45-jährige Frau in Wien Gliederschmerzen, Fieber und Kopfweh. Weil das westafrikanische Land zu dem Gebiet zählt, wo im Moment die Ebola-Epidemie grassiert, wurde die Frau vorsorglich in das Kaiser-Franz-Josef-Spital in Wien gebracht. Das Krankenhaus ist mit seiner Isolierstation das Erstanlaufspital, wenn es um die Viruserkrankung geht.

Das Zimmer ist mit einem Schleusensystem abgeschottet, und die Patientin wird von einem Intensivteam betreut, das schon mehrmals das Szenario eines Ebola-Patienten auf der Station geprobt hat. Das sagt Karin Spacek, Leiterin der Gesundheitsbehörde der Stadt Wien, auf Standard- Anfrage. In einer ersten Maßnahme wurde der Patientin Blut abgenommen, das im Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg untersucht wird. Der Test zeigte an, dass es sich nicht um Ebola handelt.

Fiebersenkende Medikamente zeigten bereits am Mittwoch ihre Wirkung. Mit welchen Personen die Patientin seit ihrer Rückkehr Kontakt hatte, wurde vom Magistrat bereits erhoben, sagt Spacek. Die Familienmitglieder standen unter Beobachtung. Im Falle einer Infektion wären die Angehörigen 21 Tage beobachtet worden, ob sie Symptome zeigen - aber nicht unter Quarantäne.

Die Bevölkerung sollte sich aufgrund der wiederholten Verdachtsfälle keine Sorgen machen, sagt der Virologe Stephan Aberle von der Medizinischen Universität Wien. Das Risiko einer Übertragung sei sehr gering, da ein enger Körperkontakt zwischen der infizierten Person und anderen Menschen herrschen muss.

Vor allem zu Beginn der Infektion sind laut Aberle die Patienten wenig ansteckend, man müsste schon in Kontakt mit Erbrochenen, Durchfall oder Blut kommen, um sich zu infizieren. Erst im weiteren Krankheitsverlauf könnten auch Tränen und Speichel das Virus übertragen. "Man muss keine Angst haben, dass man sich an einer Türschnalle, die ein Kranker berührt hat, mit Ebola ansteckt", sagt Aberle.

Dass die Proben noch immer nach Hamburg geschickt werden, liegt laut dem Virologen daran, dass das deutsche Institut die diesbezügliche Expertise habe. "Wir überlegen aber, ob wir im weiteren Verlauf der Seuche hier in Wien Verdachtsfälle untersuchen", so Aberle.

Würden mehr Fälle auftreten und das Gebiet der Verbreitung größer werden, könnte Hamburg die Zahl der Proben nicht mehr alleine bewältigen. "Wir wissen, dass die Techniken, die wir etablieren, das Virus nachweisen könnten", sagt der Experte: "Mittlerweile wissen wir, welches Virus wir suchen müssen."

17 Infektionen in Nigeria

Das Ebola-Virus, das im Moment in Westafrika für mehr als 3000 Infizierte und etwa 1500 Todesopfer verantwortlich ist, unterscheidet sich laut Aberle von dem Virus, das bis jetzt aus Zentralafrika bekannt war. In Nigeria - dem Land, aus dem die Wiener Patient eingereist ist - gibt es 17 bestätigte Ebola-Infektionen bei 169 Millionen Einwohner. Die Krankheitsfälle befinden sich vor allem in der Zehn-Millionen-Einwohner-Metropole Lagos.

Die österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) richtete Anfang August eine Infohotline zu Ebola ein. Seitdem wählten etwa 140 Personen die kostenlose Nummer 050/55 55 55. Dabei handelte es sich vor allem um Reiseanfragen zu afrikanischen Ländern, wie ein Ages-Sprecher sagte. (Bianca Blei, DER STANDARD, 4.9.2014)