Es mag ja Zufall sein, aber wenn man zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit in der Wiener Gastronomie mit folgender, eher dem Kärntner Idiom zuordenbarer Wendung konfrontiert wird, dann spitzt man die Ohren und vermutet einen Trend: "Passt", sagt die Kellnerin, als sie die Order vernimmt - und verneint die anschließende Frage, ob sie denn aus Kärnten stamme.

"Passt", das ist ein wahres Wunderwort, beinhaltet es doch nicht nur die Botschaft der (hoffentlich richtigen) Zurkenntnisnahme der Bestellung durch die diese aufnehmende Person, sondern auch noch ein implizites Lob für den Besteller. Gut gemacht, Oida/Oide! Empirische Studien, ob "Passt" auch dann zum Einsatz kommt, wenn eine Tiefverschleierte einen Schweinsbraten mit einem Humpen Bier bestellt, fehlen allerdings noch.

Der - wenn wir schon dabei sind - Schweinsbraten kommt und wird einem immer öfter mit einem "Sooo" vor die Nase gestellt, auch in der gehobenen Gastronomie (wobei es dann meist kein Schweinsbraten ist). Eine Alternative zu "Sooo" ist "Vorsicht", auch "Achtung" ist in Verwendung.

"Vorsicht" und Konsorten verdrängen aber nicht nur das "Bittesehr" in der Gastronomie, sondern besonders in Verkehrsmitteln das "Pardon" und alle seine Varianten. Ein Schritt zu mehr Ehrlichkeit im öffentlichen Raum: Zum Rempeln passt ja eine Warnung wirklich besser als eine Entschuldigung. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 2.9.2014)