Weiss und Haselsteiner: Duo für die Kunst.

Foto: Max Moser

Offenbar taugt Hans Peter Haselsteiner zum überzeugten Wiederholungstäter. Schon vor zehn Jahren sprang er als Kunstretter in der politischen Not ein. Die Republik hatte damals laut über die Idee eines Bruno-Gironcoli-Museums nachgedacht, allein: Außer Absichtserklärungen passierte nichts. Also eröffnete Haselsteiner kurzerhand in der Strabag-Konzernzentrale auf der Donauplatte den Gironcoli-Kristall mit neun raumgreifenden Dauerleihgaben des 2010 verstorbenen Künstlers. Im zwölften Stock richtete er eine Galerie ein, wo diesen Donnerstag zu Ausstellung und Buchpräsentation von Christina Zurfluh gebeten wird.

Vor allem aber stellen hier die Preisträger und Preisträgerinnen des Kunstforum Art Award aus. Seit 1994 lobt die Strabag jährlich einen der höchstdotierten österreichischen Kunstpreise aus: 15.000 Euro für den ersten Platz, je 5000 Euro für die vier Nachgereihten. Teilnahmeberechtigt waren zunächst nur österreichische Kunstschaffende, seit ein paar Jahren sind es auch solche aus Ländern mit Strabag-Niederlassungen: Rumänien etwa, Russland, Polen, Schweiz, Beneluxstaaten und Deutschland.

Initiiert hat den Art Award Wilhelm Weiss (70), Verwaltungschef des Konzerns und Direktor des Strabag Kunstforums. Genaue Zahlen zum Ankaufsbudget mag der Sohn eines aus Donauschwaben zugewanderten, spätberufenen Malers (dessen Arbeiten gerade im Klagenfurter Palais Fugger zu sehen sind) nicht nennen: Das sei jedes Mal Verhandlungssache und hänge auch vom jeweiligen Wunschwerk ab.

Aber Einbußen, weil Haselsteiner nun 60 Prozent der Essl-Sammlung erworben hat, fürchtet Weiss nicht: "Die Haselsteiner Familien Privatstiftung hat mit dem Strabag Kunstforum nichts zu tun." Zusatz: "Und HPH steht zu hundert Prozent zu unseren Aktivitäten." Rund 2500 Werke umfasst die von ihm seit 1992 zusammengetragene Strabag-Sammlung, Dreiviertel davon österreichische Gegenwartsmalerei, wenig laute Allerwelts-Starkunst ist dabei, stattdessen leisere, vom Kunstmarkt vernachlässigte Außenseiterpositionen.

Mit und ohne Essl: Neben der mehr als 3000 Werke zeitgenössischer Kunst umfassenden Sammlung Herbert Liaunigs, der sein jetzt schon imposantes Privatmuseum in Südkärnten auf 7.500 Quadratmeter erweitert, und dem Welser Privatmuseum Angerlehner, das ab kommender Woche figurative Malerei zeigt, ist das Kunstforum jetzt schon eine der wichtigen Adressen für österreichische Gegenwartskunst. (Andrea Schurian, DER STANDARD, 3.9.2014)