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Meeresbiologen wie -bewohner staunten, dass die australische Regierung Ablagerung im Riff als unbedenklich einstuft.

Foto: AP /Blackwell

Medienberichten zufolge will die indische Adani-Gruppe noch diese Woche eine Alternative zur umstrittenen Ablagerung von Aushub aus einer Hafenerweiterung im australischen Great Barrier Reef anbieten.

Ein von Adani geführtes Konsortium, zu dem auch der Kohleförderer GVK Hancock gehört, hatte von der australischen Regierung grünes Licht erhalten, mindestens drei Millionen Tonnen Kubikmeter Schlamm im Gebiet des Riffs versenken zu dürfen.

Internationale Proteste führten schließlich zum Entscheid mehrerer Banken, das umstrittene Projekt zur Erweiterung des Adani-Kohleverladehafens Abbot Point nicht zu finanzieren.

Deutsche Bank ausgestiegen

Auch die Deutsche Bank hatte während ihrer jüngsten Jahresversammlung im Frühjahr auf Druck von diversen Umweltverbänden entschieden, den Ausbau nicht unterstützen zu wollen. Zuvor hatte die Uno-Kulturkommission Unesco gedroht, das mit über 2300 Kilometern Länge größte Korallenriff der Welt als "gefährdetes" Weltnaturerbe einzustufen.

Adani will die bisherige Umschlagskapazität von Abbot Point von derzeit etwa 156 Millionen Tonnen pro Jahr auf insgesamt 944 Millionen Tonnen Kohle ausweiten. Wissenschafter hatten gewarnt, die Ablagerung des Aushubs aus der Hafenerweiterung könnte nicht wieder gutzumachenden Schaden an dem durch Klimawandel und chemische Verschmutzung bereits geschwächten Riff verursachen.

Sedimente des Schlammes würden sich auf die Korallen legen und diese ersticken, so die Ansicht von Experten. Trotzdem hatten der konservative Umweltminister Greg Hunt sowie die zuständige Behörde dem Projekt grünes Licht erteilt.

"Umweltschutzmäßig absolut akzeptabel"

Proteste der Tourismusbranche und internationaler Organisationen führten nun offenbar zu einem Umdenken: Der konservative Abgeordnete George Christensen, in dessen Wahlkreis Abbot Point liegt, hatte zuvor bekannt gegeben, er ziehe seine Unterstützung für das Entsorgungsprojekt zurück. Obwohl er glaube, die Endlagerung des Schlammes sei "umweltschutzmäßig absolut akzeptabel", habe er auf seine Wähler gehört.

Adani will offenbar noch diese Woche eine Alternative zum "Dumping" im Riff vorlegen. Laut einem Sprecher des Konsortiums werde evaluiert, ob eine Endlagerung an Land infrage komme. Meeresbiologen hatten sich erstaunt gezeigt, dass Adani und die Behörden die Lagerung im Riff als "umweltfreundlicher" bezeichnet hatten. Experten zufolge ist die Entsorgung des Schlamms an Land mit höheren Kosten verbunden.

Adani macht Druck

Beobachter gingen am Dienstag davon aus, dass eine Wiederaufnahme des Bewilligungsprozesses den Ausbau des Hafens weiter verzögern könnte. Adani hatte im Juni gewarnt, die Pläne für die Hafenerweiterung fallenzulassen, falls die Arbeiten nicht bis Juni kommenden Jahres abgeschlossen werden könnten.

Das Unternehmen hofft, ab 2017 auch Kohle aus der von der Regierung bewilligten Carmichael-Mine exportieren zu können. Im sogenannten "Galilee-Becken", einem besonders kohlereichen geologischen Gebiet im Bundesstaat Queensland, sollen auf einer Fläche von 200 Quadratkilometern zwei Tagebau-Förderstätten mit einer Jahresproduktion von insgesamt 60 Millionen Tonnen Kohle entstehen.

Beobachter glauben jedoch, Adani werde es kaum gelingen, in Zeiten sinkender Preise und schwindender Nachfrage für den schadstoffbeladenen Rohstoff die Finanzierung dieser riesigen Kohlegruben sichern zu können. (Urs Wälterlin aus Sydney, DER STANDARD, 3.9.2014)