Heinz-Christian Strache bei den ORF-"Sommergesprächen".

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Bundeskanzler Werner Faymann beim "Kanzler-Interview" auf ATV.

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Mach jetzt kan Blödsinn, H.-C., dachte sich ein Schlagersänger und Dirndlschürzendesigner, nennen wir ihn Giselbert, als er Montagabend mit einem Bier in seinem Heimkino saß, um das ORF-"Sommergespräch" mit Heinz-Christian Strache zu sehen. Den hatte Moderator Peter Resetarits gerade gefragt, mit welchen Künstlern er denn über Kunst, die Biennale und so rede. Denn der FPÖ-Chef hatte die zuvor mit kritischen Statements eingespielten Autoren Julya Rabinowich und Franzobl als "selbsternannte Intellektuelle“ abgetan.

Strache betonte, sehr wohl mit Künstlern befreundet zu sein – nur "unter Ausschluss der Öffentlichkeit“, da diese sonst Nachteile hätten. Giselbert erinnerte sich gerne, wollte aber auch lieber inkognito bleiben. Über die Biennale habe man damals auf dem Bodypaint-Weltcup eh nicht geredet. Dass der H.-C. nicht gegen alle Ausländer was hat, stimmte auch. Giselbert erinnerte sich gut an den britischen Flatulenzkünstler Methan Man, der damals auch am (und auf dem) Tisch saß. Himmel, war das ein Spaß! Nur wer dabei war, konnte Straches Aussage am Montag richtig verstehen: "Ich habe in meinem Leben alle Kehrseiten des Lebens gesehen."

Etwas angespannt war er aber schon im ORF-Studio, nicht so lustig wie damals, fand Giselbert. Dieser Firmenchef, der ihn zur EU befragte, hat ihn wohl völlig verwirrt. Der H.-C. ist nicht für den EU-Austritt? Na ja, vielleicht hatte ihn Giselbert damals ja falsch verstanden – Methan Man war ja ziemlich laut, als er die EU-Hymne mit seiner Kehrseite trompetete.

Der Kanzler, ein Künstler

Später schaltete er auf ATV um. Der Kanzler sprach dort noch mit Moderatorin Sylvia Saringer. Er erklärte genau, warum trotz SPÖ-Frauenquote ein Mann aus Oberösterreich ins Parlament nachrückt. Klang voll logisch. Auch ein Künstler, der Werner Faymann, dachte Giselbert anerkennend und prostete dem Kanzler zu. Deshalb traut er sich wahrscheinlich auch nicht, öffentlich zum H.-C. zu stehen, und sagte: "Mit so jemandem möchte ich keine Regierung führen.“ Oder hat er es gar ernst gemeint? Es klang jedenfalls echt. Das mit der Millionärssteuer auch. Giselbert schüttelte mitleidig den Kopf: Der Kanzler hat halt keine Ahnung, wie schwer Dirndlschürzendesignen wirklich ist. (Colette M. Schmidt, derStandard.at, 2.9.2014)