Am 21. September wird in Vorarlberg gewählt. Und zwar der Landtag. Der Vorarlberger. Es gehe um Vorarlberg, auf dem Prüfstand stehe die Vorarlberger Politik, nicht jene der Bundesregierung. Das Landhaus sei weder eine Außenstelle von Wien, noch von Brüssel, sagt der VP-Spitzenkandidat. Markus Wallner, der seine erste Wahl als Landeshauptmann schlägt, wird nicht müde, auf die Eigenständigkeit seines Landes zu pochen. "Vor allem. Vorarlberg" lässt er plakatieren.

Die klare Distanzierung ist nicht nur Vorarlbergtümelei, die sich im Wahlkampf bei Traditionalisten immer gut macht, vielmehr die Reaktion der Volkspartei auf Volkesfrust. Wallner wird auf seiner Wahlkampftour täglich mit dem Leiden an der Bundesregierung konfrontiert. Egal ob Angestellte oder Selbstständige, sie schimpfen über Steuerlast, steigende Ausgaben und Einkommen, die sich nicht und nicht nach oben bewegen. Der gelernte Vorarlberger behilft sich da mit einer klaren Trennlinie zum Osten.

Die Regierungsumbildung kommt den Vorarlberger Schwarzen wie gerufen. Ein Finanzminister, der im Land der Sparmeister aufgewachsen ist, könne nur Besserung bringen - noch dazu einer, dem Härte und Durchsetzungskraft nachgesagt werden. Hans Jörg Schelling sei ein robuster Verhandler, sagt Wallner über seinen Landsmann. Ihm sei zuzutrauen, dass er Vorarlberger Sparsinn in die Bundesregierung bringe. Die Erwartungen in den nach Niederösterreich ausgewanderten Vorarlberger sind groß.

Sollte Schelling noch vor der Wahl gute Ideen zur Steuerentlastung präsentieren, könnte er zu Wallners bestem Wahlhelfer werden. Und etwas Hilfe seiner Freunde könnte Wallner durchaus brauchen. Prognostizieren ihm doch alle Umfragen den Verlust der absoluten Mehrheit. Nicht alle in der Bundes-ÖVP wären über ein Zurechtstutzen der Vorarlberger Volkspartei traurig. Es würde dadurch doch auch die renitente Westachse geschwächt.

Bundesweit interessant wird die einzige Landtagswahl dieses Jahres im Hinblick auf das große Wahljahr 2015. Man wird sich weiter im Osten die Vorarlberger Koalition genau anschauen. Angedient haben sich bereits die Grünen, die FPÖ und die Neos. Die SPÖ hat andere Sorgen. Ihr droht ein einstelliges Wahlergebnis. Den Absturz in die absolute Bedeutungslosigkeit will man mit einem Zwergenaufstand verhindern. Die SPÖ wirbt mit 20.000 Gartenzwergen um Sympathien. Die Zwerge tragen schwarze Brillen ... (Jutta Berger, DER STANDARD, 2.9.2014)