Wien - Der börsennotierte Baukonzern Porr stößt seine Immobiliensparte ab. Dazu koppelt das Unternehmen seinen Immobilienbereich (inklusive Verschuldung) in einem ersten Schritt noch heuer in eine eigenen Gesellschaft, die PIAG Immobilien AG, aus. In einem zweiten Schritt vereinigt die Porr diese Neugründung mit der von ihr kontrollierten, ebenfalls börsennotierten UBM Realitätenentwicklung.

"Wir konzentrieren die Porr auf den Baubereich und schaffen einen zweiten Player für den Immobilienbereich", sagte Konzernchef Karl-Heinz Strauss heute, Montag, in einer Pressekonferenz. Die PIAG soll den Plänen zufolge im ersten Quartal 2015 mit der UBM zusammengeführt werden. "Es entsteht ein Immobiliendeveloper von europäischen Format", meinte Porr-Finanzchef Christian Maier.

Porr bleibt Baukonzern

Die neu geschaffene Immobiliengesellschaft führt dann den am Markt bereits gut eingeführten Namen UBM. "Die Porr ist und bleibt ein Baukonzern", so Strauss.

Letztlich finden sich im neuen Immobilien-Vehikel das Immobiliendevelopment der Strauss & Partner-Gruppe, nicht betriebsnotwendige Immobilien der Porr-Gruppe sowie die UBM, an der die Porr 75 Prozent hält.

Erst im Juli hatte die Porr ihren Anteil an der UBM um 36 Mio. Euro um 25 Prozent plus eine Aktie aufgestockt - Verkäufer der Sperrminorität war die CA Immo AG. "Mit dem Ausstieg der Bank Austria hat sich der strategische Fokus der CA Immo wohl geändert - für uns war das die Chance, bei der UBM auf über 75 Prozent zu kommen", sagte Porr-Chef Karl-Heinz Strauss zur APA. "Für uns kam das überraschend, aber wir sind froh darüber", so UBM-Chef Karl Bier.

Neue Immobilienstruktur

Damit war für Porr der Weg frei für die neue Immobilienstruktur. Die kartellrechtliche Genehmigung soll in der ersten oder zweiten Oktoberwoche erfolgen.

Der Baukonzern verspricht sich von dem neuen Firmenkonstrukt laut CFO "eine signifikante Reduzierung der Nettoverschuldung und damit die Rückkehr vom "Speculative Grade" zum "Investment Grade"-Rating. Im ersten Halbjahr 2014 senkte die Porr ihre Nettoschulden gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres laut Eigenangaben um 39 Prozent von 664 auf 403 Mio. Euro. Weiters sollen durch die neue Struktur "Doppelgleisigkeiten und Redundanzen" in Zukunft vermieden werden.

Die UBM rechnet nun mit einem rascheren Wachstum auf Märkten, in denen die Porr bereits stärker präsent ist - so etwa in Österreich, aber auch in Deutschland. "Wir haben Wachstumsbedarf und können jetzt viel viel schneller Gebiete dazunehmen", erwartet sich Bier. Das gelte sowohl für den Wohnbau als auch für den gewerblichen Bereich.

Gewinn gefestigt

Der Baukonzern hat seine Gewinn heuer im ersten Halbjahr gefestigt und erzielte ein Periodenergebnis von 5,09 Mio. Euro - nach nur 21.000 Euro im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der Nettogewinn (nach Minderheitsbeteiligungen) betrug 2,5 Mio. Euro. Im Vorjahr schlug hier noch ein Verlust von 3,8 Mio. Euro zu Buche. Das Ergebnis je Aktie (EPS) belief sich auf plus 0,19 Euro - nach minus 0,19 Euro im Vorjahr.

Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen verbesserte sich das Ergebnis (Ebitda) um 28 Prozent von 39,66 auf 50,63 Mio. Euro. Die Ebitda-Marge erreichte 3,2 Prozent (Vorjahr: 3,1 Prozent). Die Abschreibungen erhöhten sich - vor allem durch die Integration von Produktionseinheiten des insolventen Bauriesen Alpine - von 25,12 auf 31,46 Mio. Euro. Der operative Gewinn (Ebit) stieg von 14,55 auf 19,16 Mio. Euro. Die Ebit-Marge lag bei 1,2 Prozent - etwas besser als im Vorjahreszeitraum (1,1 Prozent). Der Vorsteuergewinn (EBT) nahm von rund 71.000 Euro auf 2,87 Mio. Euro zu.

Zugelegt hat auch die Produktionsleistung - um 23 Prozent von 1,289 auf 1,589 Mrd. Euro. Der witterungsbedingt frühe Start in die Bausaison habe die Entwicklung begünstigt. Der Umsatz legte heuer im ersten Halbjahr von 1,03 auf 1,36 Mrd. Euro zu. Der durchschnittliche Beschäftigtenstand erhöhte sich um 1 Prozent von 812 auf 822 Mitarbeiter. Die Eigenkapitalquote stieg von 16,5 auf 19,3 Prozent. In den Monaten April und Mai führte der Baukonzern eine Kapitalerhöhung durch, die einen Bruttoemissionserlös von rund 119 Mio. Euro hereinspielte.

Der Auftragsbestand blieb per Ende Juni mit 4,71 Mrd. Euro den Angaben zufolge "annähernd stabil", der Auftragseingang ging allerdings um 37 Prozent auf 1,71 Mrd. Euro zurück. Diese Schwankung resultiere aus dem Einmaleffekt der Großaufträge Metro Doha und Koralmtunnel, die in der Vorjahresperiode akquiriert worden seien. (APA, 1.9.2014)