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Grüner Freiraum als wichtiger Teil der urbanen Infrastruktur.

Foto: APA/Roland Schlager

Wien - 500 Meter Maschenweite soll das Grünflächennetz haben, das die Raum- und Landschaftsplaner der Stadt künftig über Wien spannen wollen. Jeder Einwohner soll demnach innerhalb von maximal 250 Metern einen Grün- oder Freiraum erreichen können: Darunter sind beispielsweise die Donauinsel oder die Lobau zu verstehen, aber auch kleine Parkanlagen, Baumalleen, Parkbänke und Fußgängerzonen.

Dieses Ziel ist im Stadtentwicklungsplan Step 2025 festgelegt und soll in den nächsten Jahren vor allem durch Bautätigkeit erreicht werden: Der Grüngürtel soll geschlossen, Lücken im grünen Netz gestopft werden.

Neben großen Projekten wie dem Wienerwald Nordost oder dem Lobau-Vorland will die Stadt auch mehr kleine grüne Gebiete schaffen und diese mit neuen Bäumen, Gärten und Begrünungsmaßnahmen miteinander verbinden. Der aktuelle städtische Grünflächenanteil von 50 Prozent soll trotz des rasanten Bevölkerungsanstiegs und der benötigten neuen Wohnbauten beibehalten werden.

Größte Neufläche in der Donaustadt

Dort wo Wien am stärksten wachsen wird, soll die größte neue Grünfläche entstehen. Im Wienerwald Nordost in der Donaustadt - wo bis 2034 fast 60.000 Menschen mehr leben werden - sollen auf 1000 Hektar Wald, Radwege, landwirtschaftliche Flächen und Streuobstwiesen entstehen. Das Langzeitprojekt wurde 2013 im Gemeinderat beschlossen und soll im Oktober 2014 mit einer Baumpflanzaktion starten.

Das klinge alles schön, sagt Richard Stiles, Professor am Institut für Landschaftsarchitektur an der TU Wien. Diese Ideen seien aber nicht neu. Ein 1000-Hektar-Plan für einen erweiterten Grüngürtel sowie Ideen zum Freiraumnetz habe es schon in den 1990er-Jahren gegeben.

„In den letzten 20 Jahren ist in diesem Bereich zu wenig passiert“, sagt der Experte. Die Stadt müsse konkret handeln und den Freiraum als wichtigen Teil der urbanen Infrastruktur ernst nehmen.

Keine Planung, sondern Erbe

Andernfalls sei auch der 50-Prozent-Grünanteil in Gefahr, den Stiles sowieso kritisch sieht: „Der Anteil wurde nicht durch Planung erreicht, sondern ist vor allem ein geschichtliches Erbe.“ Solche Zahlen seien mit Vorsicht zu genießen, denn sie hingen von der Stadtgrenze ab. Würde man die weiter innen ziehen, wäre der Anteil geringer und umgekehrt.

Die Frage sei außerdem nicht nur, wie viel Grünraum es gebe, sondern wie er verteilt sei. Ein großer Teil davon sei in Wien für die meisten Einwohner nur schlecht erreichbar. Im innerstädtischen, dicht verbauten Bereich sieht Stiles viel Handlungsbedarf.

Das scheint die Stadt - zumindest laut den schön formulierten Zielsetzungen des Step 2025 - ähnlich zu sehen. „50 Prozent Grünanteil sind in einer wachsenden Stadt ein hohes Ziel. Für jede neu bebaute Fläche muss wieder Grünraum geschaffen werden“, sagt Isabel Wieshofer, Leiterin der Abteilung Landschaft und öffentlicher Raum in der Magistratsabteilung 18 (Stadtentwicklung und Stadtplanung).

Lieber ohne Auto

Mit der richtigen Verteilung will man zudem die „Stadt der kurzen Wege“ fördern und zum Mikroklima beitragen. Die Menschen sollen sich künftig lieber ohne Auto im öffentlichen Raum aufhalten wollen; deshalb soll es mehr Flächen für Radfahrer und Fußgänger geben. Urban Gardening will man ebenfalls unterstützen, indem man Flächen dafür freihält und in neue Freiräume auch „produktive Elemente“ einplant. Außerdem fördert die Stadt bereits pro Bezirk einen Nachbarschaftsgarten. (Christa Minkin, DER STANDARD, 1.9.2014)