Kreuzfahrtschiffe wie die Aida Mar kritisierte der deutsche Naturschutzbund vor zwei Jahren als nicht zeitgemäß in Bezug auf die Abgastechnik. Im aktuellen Nabu-Ranking der umweltfreundlichen Reedereien ist Aida Cruises nun aber ganz vorne.

Foto: Nabu / Voss / Wattenrat

Das Nabu-Ranking im Detail

Grafik: Nabu

Der deutsche Naturschutzbund (Nabu) stellte vor wenigen Tagen in Hamburg eine Rangliste der umweltfreundlichsten Kreuzfahrtschiffe in Europa vor. Das Ranking umfasst nur Schiffsneubauten für den europäischen Kreuzfahrtmarkt im Zeitraum 2014 bis 2019 - das sind insgesamt 28. Bewertet wurde die Umweltfreundlichkeit eines Schiffes anhand des verwendeten Kraftstoffs sowie der eingesetzten Abgastechnik.

Wechsel an der Spitze

Nach diesen Kriterien setzte sich der deutsche Marktführer Aida Cruises mit seiner Ankündigung, umfassende Abgastechnik auf allen Schiffen einbauen zu wollen, an die Spitze des aktuellen Kreuzfahrt-Rankings. Der Vorjahressieger Tui Cruises fiel zurück, da auch der jüngste Flottenzugang, die „Mein Schiff 3“ und die kommenden Schiffe „Mein Schiff 4“ bis „Mein Schiff 6“ über keinen Rußpartikelfilter verfügen soll und die eingebauten Stickoxid-Katalysatoren nur die Abgase der Hilfsmotoren, nicht aber der Hauptmaschinen reinigen. Alle technischen Angaben, mit denen der Nabu die Bewertung erstellte, stammen von den Reedereien selbst.

Die Stockerlplätze der einzelnen Schiffe:

  1. Aida Prima, Jungfernfahrt 2015
  2. Aida (noch ohne Namen), Jungfernfahrt 2016
  3. Costa Diadema, Jungfernfahrt 2014

"Geht nicht, gibt’s nicht, brauchen wir nicht" – mit diesen Standardaussagen hätten sich die Kreuzfahrtanbieter lange Zeit gegen moderne Abgassysteme auf ihren Ozeanriesen gesperrt, kritisiert der NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Noch im Dezember 2011 hatte der Nabu Aida Cruises mit dem Umwelt-Negativpreis „Dinosaurier des Jahres“ ausgezeichnet. Nun habe sich der deutsche Marktführer durch moderne Abgastechnik sogar weltweit an die Spitze der Branche gesetzt.

Vorbereitung auf neue Vorschriften

Viele Reedereien bereiten sich jetzt auf eine Verschärfung der Abgaswerte in der Nord- und Ostsee ab 2015 vor. Dann werden strengere Vorschriften zum Schwefelgehalt der Kraftstoffe gelten, die nur mit einem Wechsel auf höherwertigen Schiffsdiesel oder Flüssiggas eingehalten werden können. Ein Abgaswäscher, der sogenannte Scrubber, ermöglicht es dennoch, auch künftig mit dem billigeren, aber giftigen Schweröl zu fahren. Im Falle von Havarien kann das aber zu Umweltkatastrophen führen.

Laut dem Verkehrsexperten Axel Friedrich, langjähriger Abteilungsleiter „Umwelt und Verkehr“ beim deutschen Umweltbundesamt, sind vor allem die enormen Abgasmengen das zentrale Problem der Kreuzfahrtschiffe, hinter das alle anderen Umweltschutz- und Nachhaltigkeitsbemühungen zurücktreten. Der Luftschadstoff Dieselruß, der von den in dicht besiedelten Hafenstädten ankernden Schiffen in die Luft geblasen wird, könne Herzkreislauferkrankungen wie Herzinfarkte, aber auch Krebs verursachen und trage nach Kohlendioxid am deutlichsten zum Klimawandel bei. (saum, derStandard.at, 02.09.2014)